Der Bus kommt dreimal am Tag, im Dorf leben mehr Hühner als Menschen, und der Handyempfang ist meistens mies. Dennoch ist die 120-Seelen-Gemeinde Ringenwalde ein Glücksfall für Kora Jünger. Mit ihrer Familie ist sie hierher in eine alte Brennerei gezogen, gleich neben ihre Schulfreundin Britta Lange. „Wir stammen beide aus Nordrhein-Westfalen“, erzählt Jünger, „und hätten uns nie träumen lassen, dass wir mal so wohnen: Tür an Tür im brandenburgischen Bullerbü!“
Britta Lange zog schon 2003 mit ihrem Mann Thomas ins Dorf und renovierte ein halb verfallenes Feldsteinhaus. Zwölf Jahre später folgte Kora Jünger – ihre Berliner Wohnung wurde zu klein für die vierköpige Familie, und die Gitarrenwerkstatt ihres Mannes platzte aus allen Nähten. Ihre Idee: „Bevor uns die Stadt gentrifiziert, wollten wir lieber selbst eine Lösung suchen!“ Dass Jünger und Lange Nachbarinnen wurden, war eine bewusste Entscheidung. „Natürlich profitieren wir enorm voneinander“, sagt Lange, „egal, ob es darum geht, die Kinder von der Schule abzuholen, oder um einen Liter Milch, den man sich mal eben borgen kann.“ Gerade in der Brandenburger Provinz sei Nachbarschaft viel wichtiger als in einer Großstadt. „Hier ist man aufgeschmissen, wenn das Auto im Winter nicht anspringt. Da ist es schön zu wissen, dass ich mich auf Kora und ihre Familie immer verlassen kann.“
Lieblingsnachbarinnen aus dem Brandenburgischen Bullerbü

Während der Umbauphase war es aber vor allem Lange, die Jünger unterstützte und Starthilfe gab. „Wir haben in einem kleinen Haus auf ihrem Grundstück gewohnt“, erklärt Jünger. „So konnte ich die Bauleitung übernehmen und musste nicht ständig von Berlin aus hierher fahren.“ Sie ist begeistert vom Landleben. „Ich bin viel weniger gestresst als in Berlin“, berichtet sie. „Natürlich fahre ich noch in die Stadt, aber viel bewusster – etwa um Ausstellungen oder Konzerte zu besuchen.“ Doch auch als direkte Nachbarn geht es bisweilen nicht ohne Terminabsprachen. „Wir sind berufstätig und haben Familie“, sagt Lange. „Wenn wir mal in Ruhe bei einem Kaffee reden wollen, müssen wir uns richtig verabreden.
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