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    Divers(ity)? Ja klar!

    Keiner will sie, jeder hat sie: Vorurteile. Schublade auf, Mensch rein, Schublade zu. Wir alle wurden schon früh in Stereotype gezwängt, die für unsere Entwicklung nicht ohne Folgen blieben. Klischees begleiten oft ein Leben lang. Eine zehnteilige Serie rund um Diversity und Vielfalt will Schluss machen mit Vorurteilen und Klischees. Bis zum Deutschen Diversity-Tag am 18. Mai steht jede Woche eine Kollegin oder ein Kollege aus dem EWE-Konzern im Fokus. Sie berichten auf hallonachbar.de, warum sie gerade nicht ins Klischee passen.

    Svenja Thiele Die Engagierte
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    Die 34-jährige Oldenburgerin wünscht sich, dass unterschiedliche sexuelle Orientierungen und Geschlechtsidentitäten von allen akzeptiert werden. „Ich engagiere mich dafür, dass es keine Benachteiligungen mehr gibt.“

    Es ist die Unterschiedlichkeit aller Kolleginnen und Kollegen, die EWE ausmacht. Sie bringen sich mit ihren vielfältigen Fähigkeiten, Kompetenzen und Charakteren ein in den EWE-Konzern und schaffen ein kollegiales Miteinander, das die Arbeit jeden Tag von neuem spannend und abwechslungsreich macht. Heute geht es in der Diversity-Serie um Svenja Thiele. Als Vorstandsmitglied des Oldenburger Vereins CSD Nordwest e.V. setzt sie sich für Akzeptanz und wertfreie Erfahrungsräume ein.

    Svenja Thiele ist eine engagierte, empathische Kollegin, mit klarer Haltung, die sie in Gesprächen und Diskussionen souverän vertritt. Mit ihrem Team kümmert sie sich um personalbezogene Themen verschiedener Geschäftsfelder im EWE-Konzern. „Die generalistische Rolle, die unterschiedlichen Themen und die Herausforderungen machen mir Spaß, vor allem, weil ich mitgestalten und Lösungen finden kann“, erzählt die Personalexpertin. Ihr Organisationstalent und ihre Fähigkeit, sensible Themen besprechbar zu machen, sind auch in ihrem Ehrenamt wichtig. Beim CSD Nordwest organisiert sie beispielsweise mit ihren Mitstreitern Aktionen rund um den Christopher Street Day.

    Benachteiligte Minderheiten sichtbar machen

    Das Bedürfnis zu verändern, Empathie, thematisches Interesse und der Kontakt mit Bekannten und Freunden hat 2016 dazu geführt, dass sich Svenja Thiele im CSD Nordwest engagiert. „Mich treibt der Wunsch an, dass die Gesellschaft unterschiedliche sexuelle Orientierungen und Geschlechtsidentitäten als gegebene Normalität akzeptiert. Ich arbeite dafür, dass rechtlich festgeschriebene Benachteiligungen abgebaut werden“, erzählt die 34-Jährige, die mit dem dem BWL-Studium in Oldenburg eine neue Heimat gefunden hat. „Ganz zufällig bin ich vor 15 Jahren mit Freunden bei einem Stadtbummel in Oldenburg in die CSD-Demo geraten und war fasziniert von den vielen Teilnehmenden und der Aufmerksamkeit, die diese bunte Demonstration bei den Zuschauenden auslöste. Wir haben uns spontan dem Demonstrationszug angeschlossen. In meiner kleinen ostwestfälischen Heimatstadt gab es das ja nicht.“

    Im Laufe der Jahre haben die Demonstrationen anlässlich des CSD in Oldenburg eine beeindruckende Größe erreicht. In vielen weiteren Städten haben sich Initiativen gegründet, die unter der Regenbogenflagge aktiv sind. Am Christopher Street Day zeigen sie sich: Offen, stolz und bunt, unbeschwert und friedlich, laut und vielfältig. Das Interesse in der Bevölkerung an der Situation von Menschen mit unterschiedlichen sexuellen Orientierungen und Geschlechtsidentitäten ist deutlich gewachsen, ganz unabhängig von der persönlichen Situation der Teilnehmenden. „Ohne die Unterstützung der Mehrheit gelingt es nicht, etwas zu verändern“, ist sich Thiele sicher.

    Akzeptanz schaffen und wertfreie Erfahrungsräume schaffen

    „Ich finde es wichtig, dass Kinder so früh wie möglich etwas über die Vielfalt der sexuellen Orientierung und Geschlechtsidentität erfahren – in Büchern, in Kindertagesstätten, in der Schule. Sie sollen lernen, dass es Mädchen, Jungen und noch weitere Facetten dazwischen gibt, und dass Familien unterschiedliche Konstellationen haben. Vor allem sollen sie lernen, dass das völlig normal ist“, beschreibt Svenja Thiele, wofür sie sich einsetzt. Dann sei hoffentlich der Weg kürzer, dass die Worte schwul oder lesbisch künftig keine Beleidigung mehr sind. „In der Sozialisierung und Erziehung von Kindern gelten überwiegend Stereotype. Das macht es Kindern, die sich nicht als Junge oder Mädchen fühlen, unmöglich, Zugehörigkeit zu erleben. Andererseits kommen wir als Gesellschaft aus einer schwierigen Tradition: Es ist noch nicht lange her, dass Homosexualität verboten war, im Verborgenen stattfand und die Abweichung von der damals geltenden Norm hart bestraft wurde. Diesem Erbe eine tolerante Haltung entgegenzusetzen, braucht neben dem Engagement aus der Mehrheitsgesellschaft viel Information und vor allem Achtsamkeit. „Wenn die Mädchen gegen die Jungen im Sport antreten, denken sich die meisten Menschen nichts dabei. In welche Mannschaft soll ein Kind gehen, das sich weder als Junge noch als Mädchen fühlt? Und es gibt tausende Situationen in unserem Alltag, in denen Menschen – in der Regel unbewusst – diskriminiert werden. Auch über unsere Sprache. „In den letzten Jahrzehnten wurde rechtlich und gesellschaftlich schon viel erreicht. Mit der Öffnung der Ehe wurde 2017 ein weiterer wichtiger rechtlicher Grundstein gelegt. Aber wir haben noch viel Arbeit vor uns. Eine Anpassung des Artikel 3 des Grundgesetztes um den Diskriminierungsschutz von sexuellen und geschlechtlichen Minderheiten wäre ein wichtiger Meilenstein für mehr Toleranz und Ankerkennung. Wenn wir an intersexuelle oder transindente Menschen denken, dann haben wir noch einen Weg zu gehen, um ihnen im Alltag und in der Gesetzgebung den Respekt zu erweisen, den sie verdienen.“ Hilfreich sei, dass Film- und Fernsehproduktionen in jüngster Zeit Homosexualität oder andere Formen der sexuellen Orientierung oder Geschlechtsidentität zeigen und Vielfalt dadurch sichtbarer wird. Im Magazin der Süddeutschen Zeitung haben sich kürzlich knapp 200 queere Schauspielerinnen und Schauspieler gezeigt, auch auf die Gefahr hin, dass ihnen künftig keine heterosexuellen Rollen mehr angeboten werden.

    „Spannend ist in meiner Vereinsarbeit, wie sich die Szene immer weiter ausdifferenziert, um Anschluss an gleiches Empfinden und Zugehörigkeit zu schaffen. Das merken auch wir als Verein und freuen uns, wenn wir noch weitere Teammitglieder für ein diverseres Bild gewinnen. Die queere Szene findet weitere Bezeichnungen für die Besonderheiten und Lebensentwürfe. Mir ist es wichtig, dass unsere Gesellschaft offen, vorurteilsfrei und vor allem integrativ mit Vielfalt umgeht“, erklärt Svenja Thiele.

    CSD in Oldenburg erst im Herbst

    Corona verhindert auch in diesem Jahr, dass der für den 19. Juni geplante CSD stattfindet. „Wir verschieben unsere Demonstration auf den 18. September und bereiten alles dafür vor, auch wenn wir heute noch nicht wissen, ob er tatsächlich stattfinden kann“, erklärt Svenja Thiele. „Wir freuen uns auf alle Fälle über zahlreiche Besucher, die sich mit uns für Diversity stark machen und den Wert von Vielfalt in ihrem Leben zu schätzen wissen.”

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