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    Photovoltaik: So viel Strom wird im Spätsommer gewonnen

    Im August geht die Stromproduktion für PV-Anlagenbetreiber noch einmal in die Höhe. EWE-Experte Andy Satzer erklärt im Interview, warum zu heiße Temperaturen nicht automatisch den besten Ertrag für Solarkraftanlagen bedeuten und welche Mengen an grünem Strom im Spätsommer erwirtschaftet werden. Gut zu wissen: Auf unserer Tabelle sehen Sie auch die aktuellen Werte für die Einspeisevergütung im Sommer und Herbst 2021.

    Foto: Shutterstock
    Andy Satzer Der Solarexperte
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    Andy Satzer, Leiter im Bereich Energiedienstleistung Vertrieb, ist bei EWE Experte für Photovoltaikanlagen. Schon seit 15 Jahren bewegt er sich in der Branche, war zuletzt Geschäftsführer eines Solargroßhandels. 2018 kam er zu EWE. Privat lebt er in Bremen.

    August ist meistens die Zeit für sommerliche Rekordhitze. Gilt das auch für Photovoltaikanlagen? Wird in diesem Monat am meisten Strom produziert?
    Andy Satzer: Grundsätzlich gilt, dass Mai bis August die ertragsstärksten Monate sind. Tendenziell sind Juni und Juli noch etwas besser, weil die hohen Temperaturen eine wichtige Rolle spielen. Je heißer es wird, desto stärker wird die sogenannte Halbleiter-Technologie beansprucht. Das heißt: Je heißer ein Solarmodul wird, desto weniger Erträge produziert es.

    Das klingt paradox.
    Am besten funktioniert eine Photovoltaikanlage bei einem leicht bewölkten Himmel, 25 Grad und etwas Wind, weil die Wolken noch einmal zusätzlich Sonnenlicht auf die Solaranlage reflektieren. Wichtig ist, dass die PV-Module von hinten gut belüftet werden, das heißt, man sollte bei der Planung berücksichtigen, dass diese nicht zu dicht auf der Dachhaut liegen. Zum Hintergrund: Solarmodule werden bei 25 Grad Zelltemperatur getestet. Generell gilt, je niedriger die Umgebungstemperatur, desto höher der Wirkungsgrad.

    Mehr Wärme beeinträchtigt die Leistung von PV-Anlagen – was bedeutet das vor dem Hintergrund des Klimawandels? Studien beweisen alljährlich, dass die globale Temperatur steigt.
    Da kann man aus zwei Blickwinkeln draufschauen. Eine höhere Temperatur wirkt zwar für einen geringeren Wirkungsgrad der Anlage, allerdings haben wir durch den Klimawandel auch Langzeitperioden mit Sonnenstrahlen. Wenn man sich die Erträge aus den vergangenen Jahren anschaut, dann sind sie stets gestiegen. Wir haben heiße Sommer, lange Trockenperioden ohne Bewölkung. Der Klimawandel lässt sich nicht wegdiskutieren, dennoch hat er sich im Ganzen bislang eher positiv auf PV-Anlagen ausgewirkt.

    Kannst du beispielhaft erzählen, was für Strommengen im August erzielt werden?
    Dazu möchte ich vorab ein paar technische Daten und Zahlen voranstellen. Photovoltaikleistung wird in kWpik gemessen. In Norddeutschland haben wir 850-950 Kilowattstunden pro kWpik pro Jahr. Wenn wir von 850 ausgehen, dann sprechen wir bei einer durchschnittlichen Anlage von 10 kWpik, etwa bei einem Einfamilienhaus, von 8.500 Kilowattstunden Jahresertrag. Im August hat man etwa 13 Prozent dieser Menge zur Verfügung, das würde etwa 1.100 Kilowattstunden entsprechen, die erzeugt werden.

    Photovoltaik boomt, dennoch bemängeln Kritiker, dass der Zubau in Deutschland zu langsam läuft, um die ehrgeizigen Klimaziele zu erreichen.
    Ja, das stimmt. Global betrachtet, müssten wir noch viel mehr umsetzen. Im gewerblichen Bereich sind die Hürden größer geworden, auch wenn es hier einen letztjährigen Zuwachs von 22 Prozent gab. Auf dem Privatsektor haben wir eine nach wie vor eine steigende Nachfrage aus verschiedenen Gründen. Steigende Benzinpreise befördern das Umdenken zu Elektromobilität. Viele E-Autofahrer wollen ihren Strom selbst per PV-Anlage produzieren und speichern. Außerdem gibt es hier viele verschiedene Fördermöglichkeiten. Allerdings ist der Markt für viele Endkunden unübersichtlicher geworden, weil es mehr Wettbewerber gibt. Die Kunden brauchen Orientierung, wer der richtige Partner für sie ist und wen sie auch noch 20 Jahren ansprechen können.

    Was hat es mit der „Niedersachsen Förderung“ auf sich?
    Hier geht es primär um den Stromspeicher. Bis zu 40 Prozent der Speicherinvestitionskosten werden hier als Zuschuss gefördert. Voraussetzung ist, dass mindestens eine 4 kWpik-Anlage gebaut wird oder eine vorhandene Anlage um den gleichen Wert erweitert wird. Dann können bis zu 40 Prozent der Speicherkosten gefördert werden. Wenn man die Grenze von 10 kWpik überschreitet, bekommt man zusätzlich einen Einmalbonus von 800 Euro.

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