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    Elektroauto laden: 5 Mythen und Fakten

    Zu teuer, zu lange Ladezeit, zu wenig Ladestationen: Rund um E-Autos ranken sich viele Gerüchte und Vorurteile. hallo nachbar macht den Check und prüft die fünf größten Mythen und Fakten rund um das Elektroauto.

    Foto: © Thomas Ebert

    1. Mythos: Die Ladezeiten sind zu lang

    Fakt: Das Bild hat sich stark verändert. Heute laden viele Modelle in 15 bis 30 Minuten relevante Reichweiten nach.

    Die Angst vor stundenlangen Ladepausen hält viele Menschen vom Umstieg ab. Oft stellen sich Interessierte vor, dass ein E-Auto mehrere Stunden an einer öffentlichen Säule steht und der Alltag dadurch stark eingeschränkt wird. Dieses Bild stammt jedoch aus der Anfangszeit der Elektromobilität.

    Katharina Block bestätigt, dass gerade die Ladezeit ein hartnäckiges Thema ist. „Wir hören die Frage nach langen Ladezeiten tatsächlich sehr häufig. Viele Menschen haben noch veraltete Vorstellungen davon im Kopf. Die Entwicklung der Schnellladeinfrastruktur wird jedoch oft unterschätzt.“

    Moderne Schnellladepunkte arbeiten heute mit Ladeleistungen von bis zu 400 kW. Damit lassen sich viele gängige Modelle in 15 bis 30 Minuten signifikant nachladen. Nicht jedes Fahrzeug nutzt die maximale Leistung, aber selbst durchschnittliche E-Autos schaffen heute sehr solide Ergebnisse.

    Ein kurzer Zwischenstopp reicht also häufig völlig aus. Während Sie einen Kaffee trinken oder sich die Beine vertreten, lädt das Fahrzeug für die nächsten 200 Kilometer oder mehr. Die Standzeit verschiebt sich damit zunehmend in den Hintergrund.

    Wer vor allem zuhause oder am Arbeitsplatz lädt, profitiert zusätzlich. Dort wird langsamer geladen, aber die Zeit spielt keine Rolle, weil das Auto ohnehin steht. Ladezeiten sind heute viel planbarer und kaum noch ein generelles Hindernis. Die Zeit für das Laden passt sich dem individuellen Alltag an und nicht umgekehrt.

    2. Mythos: Die Reichweiten sind zu kurz

    Fakt: Moderne Modelle erreichen oft 400 bis 600 Kilometer und mehr. Für viele Alltagssituationen reichen auch kleinere Akkus völlig aus.

    Reichweitenangst war über Jahre eines der größten Hemmnisse beim Kauf eines Elektroautos. Die Vorstellung, irgendwo ohne Strom liegenzubleiben, schreckt viele ab. Doch auch hier zeigt sich: Das Bild entspricht längst nicht mehr der Realität.

    Während frühere E-Autos oft weniger als 200 Kilometer erreichten, liegen moderne Fahrzeuge im Durchschnitt bei 300 bis 450 Kilometern. Premiummodelle erreichen sogar 500 bis 600 Kilometer und zum Teil darüber hinaus. Natürlich hängt die Reichweite von Faktoren wie Wetter, Geschwindigkeit und Fahrzeugmodell ab. Doch die reine Alltagstauglichkeit ist heute bei vielen Modellen problemlos gegeben.

    Viele Berufspendelnde legen täglich weniger als 60 Kilometer zurück. Für sie ist das Nachladen oft nur en bis zwei Mal pro Woche notwendig. Wenn Sie überwiegend in der Region unterwegs sind, reicht daher schon ein Fahrzeug mit mittelgroßem Akku völlig aus.

    Für längere Urlaubsreisen ist die Planung dagegen etwas wichtiger. Doch mit wachsender Ladeinfrastruktur, besserer Routenführung und kurzen Schnellladezeiten wird auch der Roadtrip immer entspannter.

    3. Mythos: Es gibt zu wenige öffentliche Ladestationen

    Fakt: Der Ausbau hat deutlich Fahrt aufgenommen und liegt heute sogar etwas über Bedarf.

    Der Blick auf eine volle Autobahnraststätte oder ein gut besuchtes Einkaufszentrum führt schnell zu dem Eindruck, dass es nicht genug Ladepunkte gibt. Die Zahlen zeigen jedoch ein anderes Bild.

    Katharina Block bestätigt, wie stark sich hier in kurzer Zeit etwas verändert hat: „Derzeit liegt der Ausbau von Ladeinfrastruktur deutschlandweit knapp über Bedarf. Zum Vergleich: 2022 gab es pro Schnellladepunkt im Schnitt 170 Fahrzeuge. Heute sind es rund 70 Fahrzeuge pro Schnellladepunkt. Das zeigt, wie zügig der Ausbau vorangegangen ist.“

    Dieser Rückgang um mehr als die Hälfte verdeutlicht, dass Fahrerinnen und Fahrer inzwischen deutlich bessere Bedingungen vorfinden. Entlang von Autobahnen, in Ballungsräumen und zunehmend auch in ländlichen Gebieten stehen immer mehr Schnellladepunkte bereit.

    Rund 70 Prozent aller Ladevorgänge finden nicht an öffentlichen Stationen statt, sondern zuhause oder am Arbeitsplatz. Das entlastet die öffentliche Infrastruktur zusätzlich und sorgt dafür, dass Schnellladepunkte für Langstreckenfahrten oder spontane Stopps frei bleiben.

    Wer heute ein E-Auto fährt oder plant, muss deutlich weniger Sorge vor fehlenden Ladepunkten haben. Die Verfügbarkeit steigt und das Ladenetz wächst in Breite und Tiefe.

    4. Mythos: Elektroautos lassen sich problemlos über die normale Steckdose laden

    Fakt: Möglich ja, aber nicht empfohlen. Eine Wallbox ist sicherer, schneller und effizienter.

    Die klassische Haushaltssteckdose ist technisch in der Lage, ein Elektroauto zu laden. Doch sie ist nicht für dauerhaft hohe Belastung ausgelegt. Besonders in älteren Häusern können überhitzte Leitungen und Sicherungen ein Risiko darstellen.

    Eine Wallbox bietet hier viele Vorteile

    • höhere Sicherheit
    • schnelleres Laden dank 11 kW oder 22 kW
    • effiziente Steuerung
    • optimale Integration in Hausenergie, oft auch in Kombination mit Photovoltaik

    Zudem lassen sich viele Wallboxen intelligent steuern. Das bedeutet, sie laden bevorzugt günstigen oder selbst erzeugten Strom. Wer eine Photovoltaikanlage besitzt, profitiert besonders stark.

    5. Mythos: Viele Elektroautos überlasten das deutsche Stromnetz

    Fakt: Auch bei vielen Millionen Elektroautos wäre das Stromnetz grundsätzlich in der Lage, den Bedarf zu decken.

    Dieser Mythos hält sich besonders hartnäckig, weil er ein großes System betrifft. Viele fragen sich, ob hunderttausende gleichzeitig ladende Fahrzeuge das Netz an seine Grenzen bringen würden.

    Fakt ist: Der Strombedarf durch E-Autos wäre selbst bei sehr vielen Fahrzeugen überschaubar. Selbst im Szenario von 45 Millionen Elektroautos bräuchte Deutschland rund 90 bis 100 Terawattstunden pro Jahr. Das entspricht etwa einem Sechstel des heutigen Stromverbrauchs. Die Zahlen zeigen: Der Gesamtbedarf wäre gut zu bewältigen.

    Wichtig ist jedoch der Blick auf die Netzverteilung. Lokal kann es Unterschiede geben, weshalb der Netzausbau weiter notwendig bleibt. Intelligente Ladestrategien, gesteuertes Laden und Ladezeiten in den Nachtstunden entlasten das Netz erheblich.

    Für Sie als Nutzerin oder Nutzer spielt die Netzkapazität kaum eine Rolle. Ladepunkte zuhause werden ohnehin angemeldet und überwacht, öffentliche Ladeinfrastruktur ist durch Netzbetreiber abgesichert.


    „Die Technik funktioniert“

    Viele der bekannten Mythen über Elektroautos stammen aus früheren Jahren oder aus vereinzelten Erfahrungen, die kaum noch der Realität entsprechen. Ladezeiten sind heute überraschend kurz, Reichweiten ausreichend und die Ladeinfrastruktur entwickelt sich schneller als je zuvor. Die Steckdose bleibt eine Notlösung, doch Wallboxen machen das Laden sicher und komfortabel. Und auch das Stromnetz ist gut auf den wachsenden Bestand an E-Autos vorbereitet.

    Katharina Block fasst es passend zusammen: „Die Vorurteile sind zwar noch da, aber sie verlieren Stück für Stück an Kraft. Je mehr Menschen ein Elektroauto im Alltag erleben, desto klarer wird: Die Technik funktioniert.“

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