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    Diversity bei EWE: Azubi Lea Akkermann

    Keiner will sie, jeder hat sie: Vorurteile. Schublade auf, Mensch rein, Schublade zu. Wir alle wurden schon früh in Stereotype gezwängt, die für unsere Entwicklung nicht ohne Folgen blieben. Klischees begleiten oft ein Leben lang. Eine zehnteilige Serie rund um Diversity und Vielfalt will Schluss machen mit Vorurteilen und Klischees. Bis zum Deutschen Diversity-Tag am 18. Mai steht jede Woche eine Kollegin oder ein Kollege aus dem EWE-Konzern im Fokus. Sie berichten auf hallonachbar.de, warum sie gerade nicht ins Klischee passen.

    © Stefan Lösekann
    Diversity-Serie Teil 8 – Lea Akkermann Die Ausbilderin
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    Die 24-Jährige Personalerin mit Ausbilderschein ist auf der Insel Borkum aufgewachsen. Sie lebt in Oldenburg, in ihrer Freizeit treibt sie gerne Sport und trifft Freunde. Diversity ist für Lea Akkermann vor allem Barrierefreiheit, damit alle Menschen entsprechend ihren Fähigkeiten und Talenten teilhaben können.

    Es ist die Unterschiedlichkeit aller Kolleginnen und Kollegen, die EWE ausmacht. Sie bringen sich mit ihren vielfältigen Fähigkeiten, Kompetenzen und Charakteren ein in den EWE-Konzern und schaffen ein kollegiales Miteinander, das die Arbeit jeden Tag von neuem spannend und abwechslungsreich macht. Heute geht es in der Diversity-Serie um die Personalerin Lea Akkermann. Von Geburt an hat sie keinen rechten Unterarm. Wie die 24-Jährige reagiert, wenn sie spürt, dass jemand deswegen unsicher ist und warum es für uns alle wichtig ist, die eigenen Bedürfnisse zu artikulieren, erzählt sie im Interview.

    Lea, Du hast bei EWE TEL die Ausbildung zur Industriekauffrau gemacht und Dir danach eine Stelle im Personalservice der AG gesucht. Warum gerade dort?
    Mich hat die Personalarbeit schon während meiner Ausbildung sehr interessiert. Als sich nach der Abschlussprüfung die Möglichkeit ergab, im Personalservice anzufangen, habe ich mich sehr gefreut. Die Arbeit ist sehr abwechslungsreich, und mir macht vor allem der Kontakt zu den Kolleginnen und Kollegen aus dem ganzen Konzern und ihren unterschiedlichen Anliegen Spaß. Weil ich auch den Ausbildungsbereich spannend finde und nach der Ausbildung noch im „Lernmodus“ war, habe ich im Oktober 2020 gleich noch die Ausbildereignungsprüfung bei der IHK Oldenburg nachgezogen.

    Wenn man über Handicaps nachdenkt, könnte man ja sagen, dass wahrscheinlich jeder Mensch irgendeines hat – manche sind eben nur weniger offensichtlich. Wie siehst Du das?
    Dem ist wahrscheinlich so. Und dementsprechend sind auch die Situationen von Menschen mit Handicap so individuell, wie die Menschen selbst. Manche Einschränkungen sind auf den ersten Blick sichtbar, manche nicht. Aufgaben, die für Person A kein Problem darstellen, können Person B vor Herausforderungen stellen. Jeder Mensch sollte sich deshalb ab und an die Frage stellen, was für ein „Miteinander“ sich andere wünschen – ob sie nun ein Handicap haben, oder nicht. Allein aus dieser Fragestellung lässt sich schon einiges ableiten. Denn, dass wir uns im Arbeitsumfeld und darüber hinaus respektiert und geschätzt fühlen wollen, haben wir sicherlich alle gemeinsam. Und respektiert und geschätzt fühle ich mich bei EWE definitiv.

    Nimmst Du das Fehlen Deines rechten Unterarms überhaupt als Einschränkung wahr?
    Nein. Ich schaue eher auf das, was ich brauche, um die Dinge tun zu können, die mir wichtig sind. Das hat sicherlich viel mit dem Umfeld zu tun, in dem ich aufgewachsen bin und mich bewegt habe. Wenn Dir nie das Gefühl gegeben wird, etwas aufgrund einer Einschränkung nicht zu können oder ausprobieren zu dürfen, wirkt sich das definitiv positiv auf Deine Entwicklung und Dein Selbstbild aus, und Du hast wenig Zeit, übers „Anderssein“ nachzudenken. Ich bin auf der Insel Borkum in einem relativ überschaubaren Umfeld groß geworden. Meine Eltern haben mich nie anders behandelt als meinen zwei Jahre jüngeren Bruder, und so war unausgesprochen klar, dass wir für jede Herausforderung eine Lösung finden würden. Ich halte das übrigens auch generell für eine ziemlich gute Lebenseinstellung. Und es fördert quasi nebenbei das „Thinking out of the box“, das in der Arbeitswelt mittlerweile so gefragt ist.

    Sind Menschen, die Dich neu kennenlernen manchmal unsicher, wie und ob Sie Deinen rechten Arm thematisieren sollen?
    Teils, teils. In den meisten Fällen nehmen sie ihn einfach nur wahr, und das Thema nimmt auf beiden Seiten gar nicht so viel Raum ein. Wenn ich merke, dass die Situation bei meinem Gegenüber aus irgendwelchen Gründen Verunsicherung hervorruft, spreche ich sie kurz selbst an. Meistens hat es sich auch schon erledigt, wenn das Gegenüber merkt, dass ich keine Probleme habe, offen darüber zu sprechen und nicht “mit Samthandschuhen angefasst” werden möchte.

    Wie ist es mit Deinen Kolleginnen und Kollegen, Freunden und Freundinnen?
    Ich kann den Menschen, mit denen ich arbeite, natürlich nur vor den Kopf gucken. Aber auch hier bin ich mir sehr sicher, dass mir aufgrund der Behinderung nicht weniger zugetraut wird. In meinem privaten Umfeld ist das gar kein Thema. Klar ist, dass die Einschränkung zu mir gehört – noch klarer ist, dass ich nicht meine Einschränkung bin.

    Wie siehst Du das Thema Diversity – sind Vorurteile das Hauptproblem, oder wo muss aus Deiner Sicht noch am meisten getan werden?
    Mit dem Begriff bin ich eigentlich erst in Berührung gekommen, seit ich arbeite. Ich habe das Gefühl, dass Diversity häufig ein größeres Thema für die ist, die sich selbst nicht betroffen fühlen und weniger für die, die profitieren sollen. Deshalb finde ich, dass sich die Maßnahmen vor allem auf die „Barrierefreiheit“ im weitesten Sinne konzentrieren sollten. Der eine braucht eine Brille oder Lupe, die nächste eine Rampe oder einen Aufzug und eine weitere Person ein Navi. Wenn wir es schaffen, dass die Menschen ihre Bedarfe kennen und äußern, erreichen wir am ehesten, dass wirklich alle ihre Fähigkeiten einbringen und sich verwirklichen können. Und bezogen auf die Vorurteile ist mir vor allem eines wichtig: Klar ist es uncool, angestarrt zu werden. Aber auch Menschen mit Handicap sind natürlich nicht frei von Vorurteilen, starren mal oder trauen anderen etwas nicht zu. Und dieses „Schubladendenken“ hat ja im Rahmen von Automatisierung auch durchaus seinen Sinn. Trotzdem dürfen wir hin und wieder gern etwas genauer hinschauen und vor allem miteinander in den Austausch gehen, bevor wir etwas „blind“ voraussetzen. Perspektivwechsel sind dafür wirklich hilfreich.

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