Flexibel laden, wenn der Preis stimmt
Dynamische Stromtarife unterscheiden sich von klassischen Modellen dadurch, dass der Arbeitspreis nicht konstant ist. Stattdessen richtet sich der Strompreis nach Angebot und Nachfrage – und kann sich daher täglich ändern. Entscheidend ist: Die Strompreise werden im sogenannten Day-Ahead-Handel an der Börse für den Folgetag festgelegt. Verbraucherinnen und Verbraucher erfahren also heute, zu welchen Zeiten der Strom morgen besonders günstig oder teuer ist. „Das ist eine ganz normale Börse“, erklärt Jannik-Julian Kraft, Produktmanagement Energie und Dienstleistungen bei EWE. „Ich sage Ihnen heute, was morgen die 24 Stunden kosten. Der Strompreis wird stündlich berechnet und kann entsprechend stark schwanken.“
Eine zweite, bislang selten umgesetzte Variante ist der Intraday-Handel, bei dem die Preise im laufenden Tagesverlauf angepasst würden. „Das würde bedeuten, dass ich Ihnen gestern gesagt habe, dass der Strom heute von 9 bis 10 Uhr 30 Cent kostet – und heute um 8:45 Uhr sage ich plötzlich, er kostet doch nur 25 Cent“, sagt Kraft. In der Praxis sei diese Variante kaum verbreitet, da sie schwer planbar ist.
Für wen ist das interessant?
Besonders profitieren Haushalte, die größere Stromverbraucher flexibel einsetzen können. Wer beispielsweise ein E-Auto besitzt und es nicht zwingend sofort laden muss, kann von günstigen Nacht- oder Mittagsstunden profitieren – genau dann, wenn viel Strom aus Wind- oder Solaranlagen ins Netz eingespeist wird und die Preise sinken. Auch Wärmepumpen oder Stromspeicher, etwa in Kombination mit einer eigenen Photovoltaikanlage, lassen sich gezielt in günstigen Zeiten steuern. „Das stärkste und flexibelste Gerät im Haushalt ist meist die Wallbox für das E-Auto“, betont Kraft. „Wenn Sie nachts laden können oder mittags im Homeoffice sind, können Sie von günstigen Börsenpreisen profitieren.“
Technische Grundlage: Intelligente Messsysteme
Um überhaupt einen dynamischen Tarif nutzen zu können, ist ein sogenanntes intelligentes Messsystem (Smart Meter) erforderlich. Dieser moderne Stromzähler misst den Verbrauch viertelstundengenau und übermittelt die Daten automatisiert und verschlüsselt an den Netzbetreiber. Nur so lässt sich der Strompreis zum jeweiligen Verbrauchszeitpunkt korrekt berechnen. „Diese Smart Meter erfassen Ihren sogenannten Lastgang – also den Verbrauch im 15-Minuten-Takt“, erklärt Kraft. „Nur so kann man Verbrauch und Preis einer bestimmten Uhrzeit zuordnen.“ Bei EWE NETZ liegt der Preis für den Einbau auf Kundenwunsch derzeit bei 100 Euro brutto.
Alles im Griff mit dem EWE Energiemanager
Wer seine Geräte besonders effizient steuern möchte, kann zusätzlich auf den EWE Energiemanager setzen – ein intelligentes Home Energy Management System (HEMS), das alle relevanten Komponenten im Haushalt miteinander vernetzt: PV-Anlage, Speicher, Wallbox und Wärmepumpe. Der Energiemanager weiß, wann Strom günstig ist – und nutzt genau diese Zeitfenster automatisch. „Das System erkennt günstige Zeiten, speichert diese Information und startet dann beispielsweise den Ladevorgang des Autos automatisch – oft in mehreren preisoptimierten Zyklen“, so Kraft. Auch der Eigenverbrauch von Solarstrom wird dadurch maximiert. In der zugehörigen App behalten Nutzerinnen und Nutzer jederzeit den Überblick über Erzeugung, Verbrauch und Speicherstand – in Echtzeit. Besonders praktisch: Wer sich für eine Solaranlage von EWE entscheidet, erhält den Energiemanager oft direkt mit dazu – inklusive Einbau und Einrichtung.
Strompreise in Bewegung - wie stark schwankt der Markt?
Die Preisschwankungen am Strommarkt können mitunter sehr deutlich ausfallen. „Wir hatten zuletzt Börsenpreise von minus 25 Cent pro Kilowattstunde – nach Abzug der fixen Preisbestandteile hätte man effektiv noch 7 Cent dazu bekommen, wenn man zu dieser Zeit Strom bezogen hätte“, erklärt Kraft. Solche Situationen entstehen typischerweise an Wochenenden mit hoher Einspeisung von Grünstrom. Im Alltag bewegt sich die Preisspanne meist zwischen 0 und 24 Cent. Kurzfristige Schwankungen innerhalb des Tages beeinflussen den Tarif nicht – da der Preis jeweils am Vortag festgelegt wird.
Dynamische Stromtarife leisten auch einen wichtigen Beitrag zur Energiewende. Sie machen deutlich, wann besonders viel Strom aus erneuerbaren Quellen im Netz ist – und motivieren dazu, den Verbrauch danach auszurichten. „Je mehr Grünstrom im Netz ist, desto stärker sinkt der Börsenpreis – und wer genau dann Strom nutzt, entlastet gleichzeitig das System“, erklärt Kraft.
Noch Fragen? Smartgeberin Klaudia erklärt das Prinzip anschaulich
Unser Fazit
Ein dynamischer Stromtarif lohnt sich vor allem für flexible Haushalte mit hohen, steuerbaren Stromverbräuchen – insbesondere durch E-Autos, Wärmepumpen oder Batteriespeicher. Mit einem Smart Meter und einem intelligenten Energiemanagement wie dem EWE Energiemanager lassen sich Verbrauch, Kosten und CO₂-Bilanz spürbar verbessern – automatisch und alltagstauglich.