hallo nachbar Navigation
Suche

    Photovoltaik & Einspeisevergütung: Die wichtigsten Fragen und Antworten

    Die Vorteile einer Photovoltaikanlage liegen auf der Hand: Man erzeugt erneuerbare Energie, trägt so zur Energiewende bei und kann den produzierten Solarstrom selbst nutzen, speichern oder ins Netz einspeisen. Doch wie funktioniert das Einspeisen eigentlich genau? Und welche bürokratischen Hürden sind beim Kauf einer PV-Anlage zu nehmen? EWE-Experte Andy Satzer beantwortet die wichtigsten Fragen zum Thema.

    © Shutterstock
    Andy Satzer Der Solarexperte
    Mehr erfahren

    Andy Satzer (41) stammt aus Hemmoor (Landkreis Cuxhaven), ist Experte für erneuerbare Energien und arbeitet seit 2018 bei EWE als Vertriebsleiter für Energiedienstleistungen. Der zweifache Vater lebt mit zwei Kindern und Lebensgefährtin in Bremen. Privat geht er gerne an den Weserstrand, spielt Gitarre oder feuert seinen Sohn am Wochenende bei Fußballturnieren an.

    Es gibt viele Mythen über Photovoltaikanlagen und das Einspeisen von Solarstrom: Doch wie funktioniert das genau? Gibt es einen Knopf, den ich drücken oder einen Schalter, den ich umlegen muss?
    Andy Satzer: Nein, das läuft alles automatisch. Es ist nicht so, dass ich einen Hebel umlegen muss, wenn der Stromspeicher voll ist, um überschüssigen Strom ins öffentliche Netz einspeisen zu können. Aber: Es steht jedem frei, seinen Eigenverbrauch in dem Moment, in dem überschüssiger Strom erzeugt wird, noch einmal zu erhöhen und damit die Menge der Netzeinspeisung zu reduzieren. Etwa, indem ich Geräte wie die Waschmaschine einschalte oder mein Elektroauto genau dann lade, wenn die Sonne scheint oder der Stromspeicher voll ist. Dann verbrauche ich mehr oder ich nutze mein E-Auto als zusätzlichen Speicher – und damit steigt auch die Wirtschaftlichkeit meiner PV-Anlage.

    Kannst du genauer erklären, wofür der Solarstrom primär genutzt wird?
    Andy Satzer: Der Ablauf folgt stets derselben Reihenfolge: Als erstes wird mein tatsächlicher Verbrauch in dem Moment bedient. Das bedeutet, läuft irgendwo die Waschmaschine? Habe ich irgendwo Stand-by-Geräte am Netz? Läuft die Umwälzpumpe oder der Fernseher? Dann wird zuerst dieser Bedarf mit Strom versorgt. Ist darüber hinaus noch zusätzliche Leistung von der Photovoltaikanlage vorhanden, wird der Stromspeicher geladen, bis er komplett gefüllt ist. Gibt es dann noch einen Überschuss, wird der Strom ins Netz eingespeist, wofür ich eine festgesetzte Vergütung für einen Zeitraum von 20 Jahren erhalte. Anlagen bis 10 Kilowatt peak (kWp) erhalten aktuell 8,2 Cent pro kWh. Ist die Anlage größer, etwa 15kWp, erhält man bis zu 7,8 Cent pro kWh.

    Kann man die Strommenge, die man ins Netz einspeisen möchte, selbst bestimmen?
    Andy Satzer: Es gibt dafür zwei Möglichkeiten, darauf zu reagieren, wenn die Anlage mehr Solarstrom produziert, als gerade benötigt wird: Entweder erhöhe ich, wie gesagt, meinen Verbrauch in dem Moment, in dem ich viel erzeuge. Etwa indem ich genau dann wasche, Rasen mähe oder mein E-Auto lade. Dadurch kann ich die Einspeisemenge verringern. Oder ich stelle einen neuen Wert in meinem Wechselrichter ein, der eingespeist werden soll. Ich könnte etwa angeben, dass ich vorübergehend nur 70 Prozent der maximal möglichen Leistung einspeisen möchte. Das ist in der Regel jedoch nicht sinnvoll. Bis vor kurzem galt dieser Wert sogar noch als vorgegeben – seit diesem Jahr ist diese Regel jedoch aufgehoben.

    Kann ich den Wechselrichter tatsächlich allein einstellen?
    Andy Satzer: Nein. Die Parameter am Wechselrichter müssen vom Installateur eingestellt werden, der am Ende auch für eine fachgerechte Installation verantwortlich ist.

    Lass uns noch über den organisatorischen Teil vorab sprechen: Eine PV-Anlage kauft man sich nicht mal eben so im Baumarkt. Sie muss fachgerecht installiert und beim Netzbetreiber angemeldet werden. Welche bürokratischen Hürden gibt es noch?
    Andy Satzer: Als erstes muss man einen Antrag beim Netzbetreiber stellen. Das macht in der Regel der Elektroinstallateur. Danach erfolgten die Montage und die Meldung zur anschließenden Inbetriebsetzung. Sobald es grünes Licht vom örtlichen Netzbetreiber gibt, wird der Zähler getauscht und ab dann kann Strom verbraucht, gespeichert und eingespeist werden. Der letzte Schritt: Die Anlage muss beim Marktstammdatenregister registriert werden. Hier werden alle deutschen Stromerzeugungsanlagen von der Bundesnetzagentur erfasst. Das ist Pflicht, damit man seine Einspeisevergütung erhält. Die Anmeldung kann man selbst vornehmen oder dem Installationsbetrieb übertragen.

    Das heißt, von der Kaufentscheidung bis zur Inbetriebsetzung – wie lange dauert es in der Regel?
    Andy Satzer: Es ist regional stark unterschiedlich. Im vergangenen Jahr hatten wir einen enormen Photovoltaik-Zubau, dadurch kam es zu längeren Wartezeiten auf Seiten der Monteure. In manchen Gebieten mussten wir sechs Wochen warten, in anderen wiederum sieben bis acht Monate. Wir arbeiten stetig daran, die Montage-Kapazitäten zu erhöhen. Die gute Nachricht: Die Wartezeiten reduzieren sich in diesem Jahr deutlich. Auch die Verfügbarkeit von Photovoltaik-Komponenten wie Speichern oder Wechselrichtern nimmt wieder zu.

    Gibt es für Verbraucher auch eine Checkliste, wo man noch einmal alle Informationen gebündelt bekommt?
    Andy Satzer: Auf unserer Website findet man sowohl eine Checkliste als auch ein FAQ mit den wichtigsten Fragen und Antworten. Jeder, der zusätzlich wissen möchte, wie der Netzanmeldeprozess funktioniert, wird auf der Website von EWE NETZ fündig. Egal, ob Wallbox oder PV-Anlage, für jedes Gerät wird hier gut erklärt, wie die einzelnen Schritte funktionieren.

    nach oben