1. Was muss ich beim Heizen während der Nacht beachten? Sollte man überhaupt heizen?
Das kommt auf die Gebäudedämmung an. Als Beispiel: In einem Niedrigenergiehaus, etwa ab Baujahr 2010, kommt es kaum zu Komforteinbußen, wenn die Raumtemperatur in der Nacht abgesenkt wird. Bei älteren Häusern, etwa aus den 60er/70er-Jahren, setzt am nächsten Morgen schnell ein unbehagliches Gefühl ein, wenn nicht geheizt wurde. Grundsätzlich sollte man vermeiden, dass Wände zu kalt werden. Trifft die Wärme aus anderen, beheizten Räumen auf eine kühle Wand, die deutlich unter 14 Grad temperiert ist, kann sich Feuchtigkeit bilden. Dieser Effekt ist häufig im Keller zu beobachten: „Die Wand nimmt die Feuchtigkeit auf, egal ob eine Raufasertapete darüberliegt oder nur verputzt wurde. Irgendwann tritt eine Sättigung ein und führt zu Schimmelbildung. Durch Wärme und genügend Luftzirkulation lässt sich das vermeiden“, sagt Ronald Gerber. Sein Tipp: Bei einer Gasheizung reicht es, die Temperatur nachts um ein bis zwei Grad abzusenken, um effektiv Energie zu sparen.
2. Was sind die wichtigsten Regeln für Wärmepumpe und Fußbodenheizung im Winter?
Eine Fußbodenheizung ist auf den ersten Blick ein träges System, weil der Betonestrich, der über ihr liegt, mitgeheizt werden muss. Der Vorteil: Dieser Betonestrich funktioniert wie ein Wärmespeicher und ist quasi ein riesengroßer Heizkörper. Falls man hier die Temperatur nachts um zwei Grad absenken möchte, merkt man davon eigentlich nichts. Eine Wärmepumpe läuft optimal, wenn sie wenig Leistung hat und viele Betriebsstunden konstant durchläuft. Eine Wärmepumpe verträgt zudem nur eine begrenzte Anzahl von An- und Aus-Zyklen. „Bei einer Fußbodenheizung und einem gut gedämmten Haus gibt es eigentlich keinen logischen Grund, eine Absenktemperatur einzustellen“, sagt Ronald Gerber.
3. Im Winter mit geöffnetem Fenster schlafen – eine gute Idee?
Solange die restlichen Räume im Haus beheizt werden, kühlt das Schlafzimmer nicht zu stark aus. Die Temperatur kann man auf 18 Grad einstellen und das Fenster nachts ohne schlechtes Gewissen auf Kipp stellen. Solange man die anderen Räume ausreichend heizt, kommt es nicht zu Verfärbungen an den Fensterstürzen, die ein Hinweis auf beginnende Schimmelbildung sein können.
4. Ab welchen Minusgraden sollte die Heizung auf jeden Fall laufen?
Ein häufiger Schadensfall bei leerstehenden Immobilien sind defekte Heizungsrohre, weil komplett aufs Heizen verzichtet wurde. Bei extremer Kälte gefrieren die Rohre und können beim Auftauen geschädigt werden, etwa durch Lötstellen, die aufreißen. „Wenn man ein wassergeführtes Heizsystem hat mit Heizkörpern oder einer Fußbodenheizung (alternativ zur Elektro-, Infrarot- oder Nachtspeicherheizung) gibt es im Thermostat eine hilfreiche Einstellung: das Frostsymbol. Dadurch wird stets ein Mindestvolumen an Strom und Wärme erreicht. Wer die Heizung den Winter über komplett ausstellt, riskiert Schäden an der Technik“, sagt Ronald Gerber.
5. Wie sollte man sein Wochenendhäuschen heizen, das man selten ganzjährig bewohnt?
Während der Abwesenheit sollte eine Grundtemperatur von mindestens zehn Grad auf keinen Fall unterschritten werden. Auch hier unbedingt das Frostsymbol einstellen, wenn man längere Zeit nicht im Haus ist. Besonders praktisch: Moderne Heizsysteme und Thermostate lassen sich aus der Ferne per App steuern. „Angenommen, ich war im Wochenendhaus und plane eine längere Abwesenheit. Vor meiner Abreise kann ich die App so einstellen, dass die Heizung beispielsweise in den nächsten vier Wochen in den Absenkbetrieb geht, und danach wieder das normale Automatik-Programm starten soll. Heizungen ab den 90er Jahren haben zudem sogenannte Urlaubs- oder Ferienprogramme, für die man auch ganz individuelle Temperaturen und Abwesenheitszeiträume auswählen kann“, sagt Ronald Gerber.
6. Fazit: Was bedeutet „richtig heizen“?
Ronald Gerber hat noch einen weiteren Tipp: „Richtiges Heizen bedeutet auch richtiges Lüften. Wenn ich die Raumtemperatur erhöhe, habe ich auch einen höheren Wasseranteil in der Luft. Wärmere Luft, das merken wir bei Gewittern, kann mehr Feuchtigkeit speichern. Diese Feuchtigkeit muss regelmäßig abtransportiert werden, am besten durch Stoßlüften. Wenn kalte Luft von Draußen in den Raum dringt, ist das überhaupt nicht bedenklich, weil sie – auf den Kubikmeter berechnet – viel weniger Feuchtigkeit besitzt. Viele denken, dass sie sich Feuchtigkeit ins Haus holen, wenn sie die Fenster öffnen, aber genau das Gegenteil ist der Fall. Durch regelmäßiges Lüften wird auch das Raumklima deutlich verbessert. Und nicht nur das: Schäden an Gemäuer und Fenstern entstehen meisten dadurch, dass falsch oder gar nicht gelüftet wird.“