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    "Jetzt anfangen - nicht zaudern"

    Wie Sottrum die kommunale Wärmeplanung frühzeitig auf den Weg gebracht hat – Ein Gespräch mit Samtgemeindebürgermeister Holger Bahrenburg.

    © Samtgemeinde Sottrum

    Wie gelingt kommunale Wärmeplanung in der Praxis? Die Samtgemeinde Sottrum in Niedersachsen ist einen entschlossenen Schritt vorausgegangen. Noch bevor gesetzliche Vorgaben verbindlich wurden, beschloss der Samtgemeinderat bereits 2023, das Thema aktiv anzugehen – mit klaren Zielen, in enger Abstimmung mit allen Mitgliedsgemeinden und transparenter Bürgerbeteiligung. Im Zentrum stand dabei nicht nur die Planung, sondern auch die Frage: Wie lassen sich Energiekosten senken, Klimaschutzziele erreichen und zugleich realistische Lösungen für die Region entwickeln?

    Unterstützt wurde die Samtgemeinde dabei von EWE NETZ – als fachlich versiertem Planungspartner, der methodisch, technisch und strategisch entscheidende Impulse in den Prozess eingebracht hat. Im Interview spricht Samtgemeindebürgermeister Holger Bahrenburg über die Beweggründe, Herausforderungen und Erfolge auf dem Weg zur kommunalen Wärmeplanung – und erklärt, warum es sich lohnt, nicht länger zu zögern.

    Holger Bahrenburg, Bürgermeister der Samtgemeinde Sottrum Der Bürgermeister
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    Holger Bahrenburg ist seit 2021 hauptamtlicher Bürgermeister der Samtgemeinde Sottrum. Der Verwaltungsfachmann bringt rund 30 Jahre Erfahrung in der Kommunalverwaltung mit und hat die kommunale Wärmeplanung in Sottrum von Anfang an aktiv begleitet. Als parteiloser Samtgemeindebürgermeister mit klarem Gestaltungsanspruch setzt er auf Dialog, Beteiligung und langfristige Strategien.

    Herr Bahrenburg, wie kam es dazu, dass Sottrum so früh bei der Wärmeplanung aktiv wurde?

    Der Impuls kam 2023 durch einen Antrag der CDU-Fraktion, den ich damals unterstützt habe. Der gesamte Rat hat ihn einstimmig angenommen – das war der Startschuss. Die Entscheidung fiel uns nicht schwer. Es war eine Kombination aus mehreren Entwicklungen: die Energiekrise, steigende Kosten, der Druck zur sozialgerechten Transformation. Auch politische Ereignisse wie der Ukraine-Krieg haben die Dringlichkeit verstärkt. All das hat Klimaschutz zur kommunalen Pflichtaufgabe gemacht – zumindest sehe ich das so.

    Gab es Widerstände oder Überzeugungsarbeit im Rat oder in der Verwaltung?

    Tatsächlich nicht. Wichtig war, unsere sieben Mitgliedsgemeinden dort abzuholen, wo sie jeweils standen. Der Prozess war kein Kampf, sondern ein kooperativer Abgleich. Für uns war es entscheidend, früh klare Ziele zu setzen, eine fundierte Bestandsaufnahme zu machen, die rechtlichen Rahmenbedingungen zu prüfen – und von Beginn an offen und transparent zu kommunizieren. Beteiligung ist der Schlüssel.

    Wie haben Sie die Wärmeplanung organisiert – und wie wichtig war die Zusammenarbeit mit EWE NETZ?

    Der zuständige Fachausschuss hat früh über die kommenden Schritte informiert. In regelmäßigen Besprechungen konnten alle Perspektiven eingebracht und viele Fragen geklärt werden. EWE NETZ war während des ganzen Prozesses ein wichtiger Partner für uns. Ob in der strukturierten Datenaufnahme, bei der Koordination mit lokalen Unternehmen oder in der methodischen Begleitung der Planungsschritte – ohne die technische und planerische Expertise der Kolleg/innen hätten wir den Prozess nicht so früh und so tragfähig umsetzen können.

    Gab es während des Prozesses auch überraschende Erkenntnisse?

    Ein Schlüsselmoment war die Feststellung, dass Wärmenetze nicht überall umsetzbar sind – vor allem in ländlich geprägten Gebieten mit geringer Bebauungsdichte. Das war uns zwar nicht neu, aber in der konkreten Planung wurde es deutlich greifbarer. Auch der Blick auf unseren eigenen Energieverbrauch war aufschlussreich. Wir wissen jetzt sehr genau, wo wie viel verbraucht wird – und wo Einsparpotenziale liegen. Besonders im Bereich erneuerbarer Wärmequellen, etwa mit Biogasanlagen, sehen wir Chancen. Außerdem haben wir gelernt, wie komplex die Abstimmung mit vielen Akteuren ist: Betriebe, Energieversorger, Bürgerinnen und Bürger.

    Wie haben Sie die Bevölkerung eingebunden – und gab es Bedenken?

    Transparenz war für uns von Anfang an zentral. Wir haben regelmäßig informiert, öffentliche Veranstaltungen angeboten und Fragen offen beantwortet. Die Menschen wollen vor allem wissen: Welche Alternativen habe ich, wenn ich meine alte Heizung tauschen muss? Welche Fördermöglichkeiten gibt es? Gerade Eigentümerinnen und Eigentümer sind hier direkt betroffen – sie brauchen Orientierung und Sicherheit, und genau das wollen wir mit der Planung liefern. Natürlich gab es auch Vorbehalte – etwa die Sorge, dass sich die Planung zu stark auf Wärmepumpen konzentriert oder ein Heizungstausch verpflichtend wird. Deshalb war uns die Botschaft wichtig: Die Planung zeigt Optionen auf, sie zwingt niemanden zu irgendetwas. Wir haben gemerkt: Wer frühzeitig eingebunden wird, ist eher bereit, mitzugehen.

    Was passiert jetzt – und was wünschen Sie sich von Bund und Land?

    Der Abschlussbericht liegt vor und wurde im Samtgemeinderat einstimmig beschlossen. Daraus ergeben sich sechs priorisierte Maßnahmen, mit denen wir nun starten. Dabei geht es unter anderem um den gezielten Ausbau bestehender Wärmenetze, die bessere Nutzung erneuerbarer Energiequellen wie Biogas, und die Erleichterung energetischer Sanierungen bei öffentlichen Gebäuden. Parallel bereiten wir bis 2030 die Fortschreibung des Plans vor, wie es das niedersächsische Klimaschutzgesetz vorsieht.

    Was wir uns wünschen? Weniger Bürokratie. Schnellere Genehmigungen. Und dass auch kleinere Kommunen gezielt gefördert werden – bei Infrastrukturprojekten, Gebäudesanierungen oder innovativen Konzepten. Es braucht nicht nur Vorgaben, sondern konkrete Unterstützung.

    Holger Bahrenburg, Bürgermeister der Samtgemeinde Sottrum

    Die Wärmewende ist keine Option, sie ist notwendig." Holger Bahrenburg, Bürgermeister Samtgemeinde Sottrum

    Abschließend: Ihr Rat an andere Kommunen?

    Einfach anfangen. Die Wärmewende ist keine Option – sie ist notwendig. Wer zu lange wartet, verliert Handlungsspielräume. Wärmeplanung hilft, Potenziale zu erkennen, Beteiligung zu schaffen und gemeinsam Perspektiven zu entwickeln. Es ist ein Prozess, der Zeit und Dialog braucht. Aber er ist eine Chance, die eigene Kommune aktiv, klimafreundlich und zukunftssicher zu gestalten. Und man kann heute anfangen – nicht erst morgen.

    EWE NETZ - Ihr Partner für kommunale Wärmeplanung

    Als Netzbetreiber und Planungspartner unterstützt EWE NETZ Kommunen bei der Entwicklung und Umsetzung ihrer Wärmeplanung – von der ersten Bestandsaufnahme bis zur Erarbeitung konkreter Maßnahmen. Was EWE NETZ bietet:

    • Srukturierte Datenerhebung und -analyse
    • Technische und rechtliche Beratung
    • Szenarienentwicklung für klimafreundliche Wärmelösungen
    • Begleitung von Beteiligungs- und Abstimmungsprozessen
    • Unterstützung bei Förderfragen und Umsetzungsplanung
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