EWE-Chef Stefan Dohler: "Wir sind da, wo die Menschen sind"
EWE steht wie kaum ein anderes regionales Unternehmen für Nähe, Verantwortung und Zukunftsgestaltung in Nordwestdeutschland und Brandenburg. Strom, Wärme, Internet oder Engagement in Sport und Kultur – vieles, was den Alltag der Menschen prägt, hat mit EWE zu tun. Doch Regionalität ist für das Unternehmen mehr als ein Standortthema. Im Gespräch erklärt Stefan Dohler, Vorstandsvorsitzender der EWE AG, was Regionalität im Jahr 2025 bedeutet, welche Werte EWE antreiben und warum der Nordwesten zum Kraftzentrum der Energiewende werden kann.
Herr Dohler, was bedeutet für Sie Regionalität persönlich und unternehmerisch?
Regionalität ist für uns der Kern unserer Identität. EWE ist hier entstanden, hier gewachsen und hier verwurzelt. Wir verstehen uns als Teil der Region, nicht als externer Versorger. Unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter leben dort, wo sie arbeiten. Wir engagieren uns in Vereinen, unterstützen Schulen, begleiten Ehrenamtliche und gestalten Projekte, die direkt bei den Menschen ankommen. Diese Nähe schafft Vertrauen und sie verpflichtet uns, verlässlich zu bleiben, auch wenn sich die Welt um uns herum stark verändert.
Wir wollen die Energieversorgung klimaneutral, sicher und bezahlbar gestalten. Dafür investieren wir in den kommenden zehn Jahren bis zu 16 Milliarden Euro."
Stefan Dohler, Vorstandsvorsitzender der EWE AG
Kommunen bezeichnen EWE als Fundament für Infrastruktur und Stabilität. Wie sehen Sie das aus Unternehmenssicht?
Das ist ein schönes und sehr treffendes Bild. Viele Menschen nehmen Energieversorgung als selbstverständlich wahr, aber sie ist das Fundament, auf dem vieles ruht – ob Licht, Wärme oder digitale Kommunikation. Wir sind weit mehr als Strom- und Gaslieferant. EWE ist Partner bei Infrastrukturprojekten in den Regionen: vom Glasfaserausbau über Ladeinfrastruktur für die Mobilitätswende bis hin zu neuen Energieträgern wie Wasserstoff. Gerade im Technologietransfer, etwa beim kommunalen Energiemanagement, arbeiten wir eng mit Landkreisen und Gemeinden zusammen. Oft sind wir im Hintergrund aktiv, aber ohne diese Zusammenarbeit würde vieles im Alltag nicht so reibungslos funktionieren.
Viele Kommunen betonen, dass EWE für sie Motor und Grundversorger zugleich ist. Was bedeutet das für Sie als Unternehmen?
Das ist eine Einschätzung, über die wir uns sehr freuen – und sie trifft den Kern unserer Arbeit. Wir stehen den Kommunen als Partner zur Seite, und viele sind zugleich Anteilseigner von EWE. Das heißt: Wenn wir wirtschaftlich erfolgreich sind, profitieren die Kommunen und die Menschen direkt davon, etwa über Dividenden, die kommunale Haushalte entlasten. Diese Struktur sorgt für ein starkes, gegenseitiges Vertrauen.
Darüber hinaus stellen wir wichtige Infrastruktur für die stark mittelständisch geprägte Wirtschaft bereit, etwa in Gewerbegebieten oder bei neuen Energielösungen für Unternehmen. Dass wir in einigen Regionen auch Mitgesellschafter in Wirtschaftsförderungsgesellschaften sind, wie bei der WLH im Landkreis Harburg, schafft zusätzliche Nähe zu den kommunalen Entscheidungsprozessen und den Bedürfnissen der Betriebe vor Ort. Und natürlich profitieren auch Bauunternehmen, Handwerksbetriebe und Dienstleister unmittelbar von unseren Projekten – ob beim Glasfaserausbau, bei Wärmenetzen oder beim Ausbau der erneuerbaren Energien. So bleibt die regionale Wertschöpfung dort, wo sie entsteht.
Wie erleben Sie die Zusammenarbeit mit den Kommunen und Landkreisen?
Sie ist ausgesprochen partnerschaftlich. Wir arbeiten in zahlreichen Projekten Hand in Hand – bei der kommunalen Wärmeplanung, beim Glasfaserausbau oder in Klimaschutzvorhaben. Dabei bringen wir technisches Know-how ein, während die Kommunen ihre lokalen Strukturen und Bedarfe kennen. Diese Kombination ist sehr wirkungsvoll. Natürlich gibt es Herausforderungen, etwa bei Genehmigungsverfahren oder dem hohen Abstimmungsbedarf, aber die gemeinsamen Ziele verbinden uns.
Neben Versorgung und Wirtschaft spielt gesellschaftliches Engagement bei EWE traditionell eine große Rolle. Warum ist das so wichtig?
Weil Energie allein nicht reicht, um eine Region lebendig zu halten. Dieses Engagement ist zentral. EWE fördert Bildungsangebote, unterstützt Kulturinitiativen und engagiert sich im Breiten- und Spitzensport. Wir sind dort, wo die Menschen zusammenkommen und Perspektiven schaffen. Dazu gehören Programme wie das EWE-Schulmobil, die Unterstützung von „Jugend forscht“ oder regionale Sportveranstaltungen wie der EWE Cup. Auch kleinere Vereine, Kulturinitiativen und soziale Einrichtungen profitieren von unserer Förderung. Wir wollen damit ein Signal senden: Wir übernehmen Verantwortung für das gesellschaftliche Miteinander in unseren Regionen.
Sie sprechen von Verantwortung. Wie zeigt sich das konkret in Zahlen und Fakten?
Die letzte Conoscope-Studie belegt sehr deutlich, welchen Beitrag EWE für den Nordwesten leistet. Unsere wirtschaftliche Tätigkeit hat 2022 eine Wertschöpfung von über 3,2 Milliarden Euro in der Region Ems-Weser-Elbe erzeugt. Das sind rund 800 Millionen Euro mehr als 2019. Jeder von uns erwirtschaftete Euro löst weitere 70 Cent an regionaler Wertschöpfung aus. Und jeder Arbeitsplatz bei EWE schafft im Durchschnitt 2,7 zusätzliche Arbeitsplätze bei Partnern und Dienstleistern. Insgesamt hängen so etwa 20.000 Jobs in der Region direkt oder indirekt mit uns zusammen. Das zeigt: EWE ist Stabilitätsanker und Jobmotor zugleich.
Was sind die wichtigsten Investitionsfelder, um eine positive Wirkung zu sichern?
Der größte Hebel liegt in der Energiewende. Wir wollen die Energieversorgung klimaneutral, sicher und bezahlbar gestalten. Dafür investieren wir in den kommenden zehn Jahren bis zu 16 Milliarden Euro. Ein Schwerpunkt ist der Aufbau einer norddeutschen Wasserstoffwirtschaft. Mit unserer Tochtergesellschaft Alterric treiben wir den Ausbau der Windenergie an Land voran. Parallel investieren wir in Photovoltaik, Speicherlösungen und den Ausbau der Stromnetze, um den immer weiter steigenden Strombedarf durch die fortschreitende Elektrifizierung des Wärme- und Mobilitätssektors zu decken. Diese Projekte verbinden Klimaschutz und regionale Wertschöpfung. Wir setzen bei unseren Projekten hauptsächlich auf Partner und Handwerksbetriebe aus der Region, die unsere Pläne mit Leben füllen.
Wie wirkt sich das auf die Lebensqualität der Menschen in den EWE-Regionen aus?
Sehr direkt. Für viele ist Strom oder schnelles Internet selbstverständlich, aber dahinter steckt eine enorme Leistung. Im Schnitt liegt die Unterbrechungsdauer unserer Stromversorgung bei nur 3,4 Minuten im Jahr – das liegt weit unter dem bundesdeutschen Durchschnitt von 11,7 Minuten, ein absoluter Spitzenwert. Gleichzeitig bringen wir Glasfaser bis in ländliche Gemeinden, bauen Wärmenetze aus und fördern Elektromobilität.
Besonders im ländlichen Raum trägt unser Glasfaserausbau entscheidend dazu bei, gleichwertige Lebensverhältnisse zu schaffen. Für die regionale Wirtschaft ist schnelles Internet heute so wichtig wie früher die Eisenbahn oder der Autobahnanschluss – es ist die Lebensader für Wettbewerbsfähigkeit und Zukunftssicherung.
Das bedeutet: gleiche Chancen für Stadt und Land. Wir sorgen dafür, dass Menschen und Unternehmen dort, wo sie leben und arbeiten, die gleiche Infrastrukturqualität haben wie in Ballungszentren.
Wo sehen Sie die größten Chancen für den Nordwesten Deutschlands in den nächsten Jahren?
Der Nordwesten hat das Potenzial, das energiewirtschaftliche Herz eines klimaneutralen Deutschlands zu werden. Wir haben Wind, Fläche, Fachwissen und engagierte Menschen. Mit dem Projekt „Powerhouse Nord“ und vielen Partnern aus Wirtschaft, Wissenschaft und Politik wollen wir diese Stärken bündeln. Wenn es uns gelingt, die regionale Energieerzeugung, den Netzausbau und die Digitalisierung klug zu verbinden, können wir hier eine Modellregion für die Energiewende schaffen.
Und wenn Sie persönlich zehn Jahre vorausblicken – wo steht EWE dann?
Ich wünsche mir, dass EWE im Jahr 2035 als Unternehmen wahrgenommen wird, das die Balance zwischen Fortschritt und Verlässlichkeit hält. Wir werden klimaneutral arbeiten, digitale Vernetzung weiter ausbauen und gleichzeitig ein verlässlicher Partner für Menschen, Kommunen und Unternehmen bleiben. Kurz gesagt: Wir wollen zeigen, dass Nachhaltigkeit, Wirtschaftlichkeit und Regionalität keine Gegensätze sind, sondern sich gegenseitig stärken.
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Hintergrundinformationen zu den strategischen Wachstumsfeldern von EWE gibt es auf www.ewe.com: