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    Jobprofile für den Klimaschutz: Marcus Krücken bringt die Wärmewende in die Kommunen

    Die Wärmewende ist ein zentraler Baustein der deutschen Klimaziele. Sie betrifft jede Kommune, jedes Wohngebiet und letztlich auch jedes einzelne Gebäude. Doch wer sorgt eigentlich dafür, dass aus den gesetzlichen Vorgaben konkrete Pläne für Städte und Gemeinden werden? Mit dieser Frage startet eine neue Serie über Menschen, deren Arbeit direkt zum Klimaschutz beiträgt. Den Auftakt macht Marcus Krücken von EWE NETZ, der seit Anfang 2024 als Projektleiter für die kommunale Wärmeplanung unterwegs ist. Die hallo nachbar-Redaktion hat sich für diesen Beitrag mit Marcus Krücken unterhalten und Einblicke in seine Arbeit erhalten.

    © Adobe Stock/tt_pix
    EWE NETZ-Mitarbeiter Marcus Krücken Der Wärmeplaner
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    Marcus Krücken sorgt dafür, dass die Wärmewende in Kommunen nicht nur auf dem Papier steht. Der Maschinenbauingenieur aus Varel arbeitet bei EWE NETZ als Projektleiter für kommunale Wärmeplanung. Der zweifache Vater lebt mit seiner Familie und Hund in Varel. Früher stand er auf dem Handballfeld, heute findet er seinen sportlichen Ausgleich beim Yoga.

    Alltag zwischen Projekten und Kommunen

    „Kein Tag ist wie der andere und auch keine Kommune ist mit einer anderen vergleichbar“, sagt Marcus Krücken. Mal geht es um den Start eines neuen Projekts, mal um den Abschlussbericht für eine andere Kommune. Dazwischen stehen interne Abstimmungen mit seinem Team. „Wir müssen unsere Pläne so erklären, dass nicht nur die Politik, sondern auch die Bürgerinnen und Bürger sie verstehen. Letztendlich geht es darum Akzeptanz für die Wärmewende zu schaffen.“ Gerade in öffentlichen Ausschusssitzungen sei es wichtig, komplexe Zusammenhänge klar und nachvollziehbar zu machen.

    Sein Arbeitsalltag ist geprägt von Vielseitigkeit. In einem Projekt wird noch die Bestandsaufnahme plausibilisiert, im nächsten schon über Maßnahmen zur Umsetzung der Ergebnisse diskutiert. „Wir wechseln ständig die Perspektiven. Es gibt Tage, an denen ich morgens an einer kleinen Gemeinde mit 5.000 Einwohnern arbeite und nachmittags an einem Projekt für eine Großstadt mit mehr als 100.000 Menschen.“ Die Gegebenheiten in den Kommunen und damit die Bedürfnisse und Anforderungen sind sehr individuell.

    Unterschiedliche Anforderungen in großen und kleinen Kommunen

    Diese Unterschiede gehören für Marcus Krücken zu den größten Herausforderungen. Während große Städte wie Oldenburg eigene Fachabteilungen haben, die jede Zahl kritisch prüfen, fehlt in kleineren Gemeinden oft die Kapazität. „Dort verlassen sich die Verwaltungen stärker auf unsere Expertise. In Großstädten dagegen wird jede Annahme hinterfragt, was viel mehr Abstimmungen erfordert. Und auch dafür sind wir da.“

    Zwei Männer, sitzend auf einer Bank, im Gespräch Kommunale Wärmeplanung ist Teamarbeit: EWE NETZ begleitet Städte und Gemeinden auf ihrem Weg zur klimaneutralen Wärmeversorgung. Das Foto zeigt Marcus Krücken von EWE NETZ (links) und Marvin Schnabel-Thissen von der Stadt Oldenburg – stellvertretend für viele Projekte.

    Doch dieser Austausch ist keine Einbahnstraße. „Wissenstransfer in beide Richtungen, könnte man sagen“, so Marcus Krücken. Denn auch von den größeren Kommunen mit eigenen Fachexperten können die Experten von EWE NETZ lernen – schließlich bewegen sich alle in einem neuen Umfeld und befinden sich in einem kontinuierlichen Lernprozess. Dazu gehören nicht nur die Gespräche mit den Kommunen selbst, sondern auch der Austausch mit Ingenieurbüros, die Wärmenetzkonzepte erarbeiten, der Besuch von Messen zur Wärmewende, die Beteiligung an Forschungsvorhaben sowie regelmäßige Reviews mit unseren Dienstleistern zur Weiterentwicklung des digitalen Zwillings.

    Wie vielfältig die Umsetzung aussehen kann, zeigt etwa die Kommunale Wärmeplanung in Sottrum, einer niedersächsischen Gemeinde, die den Prozess bereits erfolgreich gestartet hat.

    Was Bund und Länder vorschreiben

    Die Wärmeplanung ist nicht freiwillig. Sie ist durch das Bundes-Wärmeplanungsgesetz verpflichtend, mit klaren Fristen: Bis 2026 müssen Großstädte mit mehr als 100.000 Einwohnern ihre Pläne vorlegen, kleinere Kommunen haben Zeit bis 2028. Niedersachsen war mit seinem Klimaschutzgesetz (NKlimaG) sogar noch strenger: Bereits seit dem 1. Januar 2024 sind die 95 Mittel- und Oberzentren verpflichtet, bis spätestens zum 31. Dezember 2026 eine kommunale Wärmeplanung aufzustellen. Brandenburg zog 2023 nach und führte die bundesweiten Vorgaben ebenfalls ein. Und auch die europäischen Nachbarn sind am Thema: Vorreiter war Dänemark im Jahr 1979 und auch in den Niederlanden ist die Kommunale Wärmeplanung bereits seit 2019 verpflichtend.

    „Mit der Abgabe des Plans endet unsere direkte Arbeit, doch der Weg zur Umsetzung ist dann erst eröffnet. Vollendet ist die Wärmeplanung erst, wenn die Kommune 2045 klimaneutral ist“, sagt Marcus Krücken.

    Wärmeplanung verständlich machen

    Für viele Bürgerinnen und Bürger ist ein Wärmeplan zunächst abstrakt. „Spannend wird es dann, wenn klar wird, ob ein Wärmenetz gebaut werden könnte“, erklärt Marcus Krücken. Wer eine Gasheizung hat und über eine neue Heizlösung nachdenkt, will wissen, ob in einigen Jahren ein Anschluss an ein Netz möglich sein wird. „Das beeinflusst Entscheidungen ganz konkret – von der Investitionsentscheidung in eine Wärmepumpe bis zur Sanierung.“

    Darum sei es wichtig, die Ergebnisse nicht nur in Gremien, sondern auch in öffentlichen Veranstaltungen zu erklären. „Wir bereiten unsere Pläne so auf, dass auch Menschen ohne technisches Vorwissen sie verstehen können und zeigen mit Beispielberechnungen auch die wirtschaftliche Auswirkungen eines Heizsystemwechsels auf.“ Welche Bedeutung bestehende Wärmenetze in diesem Zusammenhang haben können, zeigt der Beitrag Fernwärme und kommunale Wärmeplanung. Letztendlich ist jedes Gebäude individuell und eine Energieberatung stellt eine sehr gute Ergänzung dar.

    Arbeit mit Daten und digitalen Werkzeugen

    Eine Grundlage für die Pläne ist die Arbeit mit Daten. EWE NETZ nutzt dazu ein digitales Modell, den sogenannten „digitalen Zwilling“. Dort werden anonymisierte Informationen zu Gebäuden, Heizsystemen, Energieverbräuchen sowie bestehender Infrastruktur der Netze und Erzeugungsanlagen und mögliche Potenziale für die Nutzung von erneuerbarer Energien zusammengeführt. „Wir vereinen im sogenannten digitalen Zwilling unterschiedliche Datenquellen und leiten daraus ein Zielszenario für die klimaneutrale Wärmeversorgung der Kommune ab.“

    Fehlerhafte Daten, zum Beispiel angeblich beheizte Garagen oder eine zu hohe Zahl von Ölheizungen, werden im Austausch mit den Gemeinden korrigiert. „Das ist unser tägliches Brot: Daten prüfen, nutzen oder ggf. verwerfen und alternative Datenquellen identifizieren, um ein möglichst realitätsnahes Abbild der Kommune zu schaffen, um auf dieser Grundlage fundierte Planungen abzuleiten.“

    Oldenburg als Großprojekt

    Besonders umfangreich ist aktuell die Wärmeplanung für die Stadt Oldenburg. Mit rund 176.000 Einwohnern und einer großen Verwaltung ist es das bisher größte und herausfordernste Projekt für Marcus Krücken: „Die Anforderungen an nachvollziehbare Ergebnisse und deren Kommunikation sind zurecht sehr hoch, denn es auch hier letztendlich darum den Menschen zu vermitteln, welche Notwendigkeit für das Wärmewende besteht und welche Auswirkungen damit verbunden sind.“ Das sei zwar herausfordernd, biete aber auch die Chance, besonders robuste Lösungen zu entwickeln. „Der Projektabschluss ist für Herbst vorgesehen und ist eine starke Teamleistung“ hebt Marcus Krücken hervor.

    Rüdersdorf als Beispiel aus Brandenburg

    Neben den Projekten in Niedersachsen gibt es auch in Brandenburg deutliche Fortschritte. Rüdersdorf bei Berlin gehört zu den ersten Kommunen, die ihre Wärmeplanung bereits abgeschlossen haben. Empfohlen hat EWE NETZ dort auf Grundlage der Analysen unter anderem die Verdichtung und Erweiterung des bestehenden Fernwärmenetzes sowie zusätzliche Maßnahmen zur Energieeffizienz. „Das Projekt war spannend, weil wir auf eine solide Grundlage aufbauen konnten. Gemeinsam mit der Kommune haben wir eine klare Strategie für die nächsten Jahre entwickelt“, sagt Planungsfachmann Krücken.

    Wärmewende ist Teamarbeit

    Marcus Krücken arbeitet nicht allein. Das Wärmeplanungsteam bei EWE NETZ ist innerhalb kurzer Zeit auf 13 Personen angewachsen. „Wir sind 2022 quasi von null gestartet. Jetzt sind wir sechs Projektleiter und mehrere Fachexperten, die sich um Datenanalysen und Methodenentwicklung kümmern.“
    Die Arbeit ist dabei immer Teamwork. „Wir besprechen uns regelmäßig, tauschen Erfahrungen aus und entwickeln die Methodik weiter.“ Auch mit externen Fachplanern arbeitet das Team zusammen, vor allem über das digitale Modell. „So lernen wir von den Kommunen und die Kommunen von uns. Am Ende verbessert das die Qualität unserer Ergebnisse.“

    Persönlicher Einsatz für den Klimaschutz

    Marcus Krücken ist von Haus aus Maschinenbauingenieur. Neun Jahre lang arbeitete er in Bremen bei wesernetz und in der Unternehmensentwicklung der swb AG. Die Entwicklung der Geschäftseinheit Wärme und damit verbunden, die Erarbeitung der Fernwärmestrategie mit dem Ziel einer dekarbonisierten Fernwärmeerzeugung sowie dem gleichzeitig wirtschaftlichen Ausbau des Fernwärmenetzes, zählten zu seinen Aufgaben, bevor er Anfang 2024 zu EWE NETZ wechselte. Heute lebt er mit Frau, zwei Kindern und einem Hund in Varel. Seine sportliche Vergangenheit als Handballer merkt man ihm an: Er packt an, bleibt am Ball und freut sich über jeden abgeschlossenen Plan. Auch wenn die Handballschuhe mittlerweile am Nagel hängen, sucht er sportliche Herausforderungen und hat diese aktuell beim Yoga gefunden.

    Klimaschutz in der Praxis – ein Blick auf die Jobs dahinter

    Mit dem Porträt von Marcus Krücken startet hallonachbar eine Serie, die Menschen zeigt, deren tägliche Arbeit die Energiewende konkret voranbringt. Es sind Fachleute wie er, die Zahlen in Szenarien verwandeln, Pläne entwickeln und Kommunen begleiten. Und ihre Arbeit ist entscheidend für den Erfolg der Klimaziele. Erfahren Sie noch mehr zum Thema unter www.ewe-netz.de.

    In den kommenden Ausgaben werden wir weitere Jobprofile vorstellen und so zeigen, wie vielfältig Klimaschutz in der Praxis gelebt wird.

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