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    Was sind Vor- und Nachteile einer Infrarotheizung?

    Sind Infrarotheizungen tatsächlich eine sinnvolle Alternative Gas und Wärmepumpe – oder reine Stromfresser? hallonachbar.de erklärt, was sie über die Technologie wissen müssen.

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    Ronald Gerber Der Wärme-Experte
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    Ronald Gerber arbeitet seit 1996 bei EWE und ist Experte rund um das Thema Wärme. Er betreut im Produktmanagement die Wärmedienstleistung EWE ZuhauseWärme und hält den Kontakt zu vielen Herstellern sowie dem Großhandel, pflegt Kooperationen und legt im Austausch mit anderen Organisationseinheiten bei EWE die Produktstandards fest. Seit Anfang 2022 vertritt er EWE zudem als Mitglied im Bundesverband Wärmepumpe in den Ressorts Politik und Hersteller und hält viele Vorträge rund um die Wärmeversorgung zu Hause.

    Das Interesse an Infrarotheizungen ist in jüngster Zeit stark angestiegen. „Das ist insofern erstaunlich, dass es diese Technik bereits seit Jahrzehnten gibt“, sagt Ronald Gerber, Wärmeexperte von EWE. Mögliche Gründe dafür sind neue gesetzliche Regeln wie das Gesetz für erneuerbare Energien, die fossile Heizsysteme langfristig zum Auslaufmodell machen. Oder auch die zunehmende Überlegung durch Photovoltaik selbst den Strom zu produzieren, mit dem die Infrarotheizungen betrieben werden. Aber wie sinnvoll sind Infrarotheizungen? Dafür muss man zunächst diese Frage beantworten:

    Wie funktioniert eine Infrarotheizung eigentlich?

    Infrarotheizungen senden elektromagnetische Strahlen aus, sogenannte Infrarot-C-Strahlen. Diese ähneln dem Sonnenlicht, das heißt: sie erwärmen nicht die Luft, sondern einzelne Gegenstände oder Körper, auf die die Strahlung auftrifft. Anders als Sonnenstrahlen enthalten sie aber keine schädlichen UVB- oder UVA-Strahlen. Trotz anderslautender Gerüchte sind die Strahlen von Infrarotheizungen darum nicht krebserregend.

    Welchen Vorteil hat eine Infrarotheizung?

    Der sichtbarste Vorteil von Infrarotheizungen besteht darin, dass sie aus flachen, relativ leichten Paneelen bestehen, die nicht mit Heizrohren verbunden werden müssen. Darum lassen sich Infrarotheizungen einfach installieren – an Wänden oder sogar an Decken. Bei Infrarotheizungen gibt es zudem keine mechanischen Prozesse. Darum sind sie verschleiß- und wartungsarm: Einige Hersteller versprechen eine Lebensdauer von 50 Jahren.

    Zudem empfinden viele Menschen die wärmenden Strahlen als sehr angenehm, vergleichbar mit der Wärme eines Kamins. Weil diese Strahlen auch keine Luftzirkulation mit sich bringen, sind Infrarotheizungen zudem vorteilhaft für Menschen, die unter Stauballergie oder Asthma leiden. Allerdings gebe es auch genau gegenteilige Aussagen von Verbraucherinnen und Verbrauchern, sagt Wärmeexperte Gerber: „Sehr viele Menschen sagen, dass sie die Wärme von Infrarotheizungen als unangenehm empfinden, weil ihnen die Wärme buchstäblich auf der Haut brennt.“

    Als weiterer Vorteil gelten die niedrigen Anschaffungskosten für Infrarotheizungen – diese liegen deutlich niedriger als die anderer Heizsysteme, wie Gas- und Ölheizungen oder Wärmepumpen. Ganz anders sieht es mit den Betriebskosten aus. Als größter Nachteil von Wärmepumpen gilt ihr hoher Stromverbrauch. Oft heißt es darum, Infrarotheizungen seien ineffizient. Aber stimmt das wirklich?

    Wie hoch ist der Stromverbrauch einer Infrarotheizung?

    Generell gelten Infrarotheizungen wegen ihres hohen Stromverbrauchs als ineffizient. Das übersteigt deutlich die Betriebskosten einer Gasheizung oder einer Wärmepumpe, teils um mehr als das Doppelte. Im spezifischen Fall müssen aber viele weitere Faktoren berücksichtigt werden. Allen voran: die Dämmung. So kann die Energieeffizienz in nicht isolierten Altbauten noch schlechter als in unserer Rechnung ausfallen, in modernen gut gedämmten Häusern aber deutlich besser. In einer Vergleichsstudie des Fraunhofer-Instituts für Bauphysik IBP aus dem Jahr 2024 verbrauchten die Infrarotpaneele sogar weniger Energie als herkömmliche Heizsysteme. Entscheidender Punkt: Die zwei verglichenen Einfamilienhäuser waren hochwertig energetisch saniert. „In sehr gut gedämmten Häusern, die ab dem Jahr 2020 gebaut wurden, ist es denkbar, dass eine Infrarotheizung als Wärmequelle ausreichen kann“, sagt Gerber. „Ein anderer Fall wäre eine Wohnung, die nur eine Außenwand hat, aber von allen anderen Seiten und von unten im Winter durch gut beheizte Nachbarwohnungen erwärmt wird.“

    In den allermeisten Fällen aber seien Infrarotheizungen für den Dauerbetrieb aus anderen Gründen nicht geeignet, sagt der Wärmeexperte. „Zum einen liefert die Infrarotheizung nur Wärme, es fehlt aber eine Warmwasserzubereitung“, sagt Gerber, „dafür braucht man ein zusätzliches Gerät wie einen Durchlauferhitzer.“ Viel entscheidender aber ist die Art der erzeugten Wärme: „Weil eine Infrarotheizung nicht die Luft erwärmt, erwärmen sich auch nicht die Wände“, sagt Gerber. Bei winterlicher Kälte aber sorgten nur warme Wände für ein angenehmes Wärmegefühl. „Wenn bei einer Raumtemperatur von 22 Grad Wände nur 17 oder 18 Grad warm sind, empfinden Menschen das als kalt.“

    Für welche Einsätze sind Infrarotheizungen gut geeignet?

    Auch wenn Infrarotheizungen als einzige dauerhafte Wärmequelle deutliche Nachteile mit sich bringen, sind sie gut für Gebäude und Räume geeignet, die nur punktuell beheizt werden, dann aber schnell erwärmt werden sollen. Typische Beispiele dafür sind Ferienhäuser oder Badezimmer.

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