Der Markt hat sich gedreht: Die Wärmepumpe übernimmt
„Wir bieten seit Mitte 2023 keine Gasheizungen mehr an“, macht Gerber direkt zu Beginn deutlich. „Unser gesamtes Portfolio ist auf Wärmepumpen ausgerichtet. Nach einer Phase der Verunsicherung durch hitzige Debatten, widersprüchliche Medienberichte und unklare Förderrichtlinien hat sich der Markt in den letzten sechs Monaten wieder deutlich stabilisiert – und zwar zugunsten der Wärmepumpe. Wenn wir heute zu unseren Kundinnen und Kunden kommen, treffen wir fast ausschließlich auf Menschen, die sich bereits bewusst für diese klimafreundliche Heiztechnologie entschieden haben.“
Die Wärmewende ist also längst in vollem Gange. Die Gründe liegen auf der Hand: fossile Energieträger wie Öl und Gas werden durch CO₂-Bepreisung, politische Unsicherheiten und steigende Importkosten zunehmend unattraktiv. Gleichzeitig profitieren moderne Heizsysteme wie Wärmepumpen von staatlicher Förderung, technologischem Fortschritt und immer besseren Stromtarifen.
Für welche Häuser ist die Wärmepumpe geeignet?
Eine Frage, die viele Eigentümer umtreibt: Ist mein Haus überhaupt geeignet für eine Wärmepumpe? „Das kommt auf den energetischen Zustand an“, sagt Gerber. Grundsätzlich gelte: „Ab Baujahr 1995 – also seit Inkrafttreten der dritten Wärmeschutzverordnung – ist eine Wärmepumpe in den meisten Fällen problemlos einsetzbar.“ Bei älteren Gebäuden müsse man genauer hinsehen: „Entscheidend ist nicht nur das Baujahr, sondern was im Laufe der Zeit gemacht wurde. Viele Altbauten haben neue Fenster, eine Dachdämmung oder eine Fassadensanierung erhalten – und damit eine gute Basis für eine Wärmepumpe.“
Auch Häuser aus den 1950er- oder 1960er-Jahren können mit Wärmepumpen beheizt werden – vorausgesetzt, sie wurden modernisiert. „Wir sehen oft Gebäude, bei denen der energetische Zustand besser ist, als man erwarten würde. Manche Immobilien aus den 1970er-Jahren wurden damals sogar überdurchschnittlich gut gebaut – da reicht manchmal schon eine kleine Anpassung der Heizkörper aus.“
Alte Vorurteile: „Keine Fußbodenheizung – keine Wärmepumpe“
Eines der häufigsten Missverständnisse betrifft die Wärmeverteilung im Haus. Viele glauben, eine Wärmepumpe funktioniere nur mit Fußbodenheizung. „Das stimmt schlichtweg nicht“, stellt Gerber klar. „Natürlich funktioniert eine Wärmepumpe besonders effizient mit einer Flächenheizung. Aber auch mit klassischen Heizkörpern lassen sich gute Jahresarbeitszahlen erreichen – also das Verhältnis von eingesetztem Strom zu erzeugter Wärme.“
Ein weiteres Vorurteil: Wärmepumpen seien laut. „In der Praxis erleben wir das Gegenteil“, erzählt Gerber. „Viele Kundinnen und Kunden merken gar nicht, dass die Anlage schon läuft. Moderne Geräte sind so leise, dass sie kaum wahrgenommen werden.“
Technisch anspruchsvoll, aber machbar: Hybridlösungen
Was ist mit Hybridheizungen – also der Kombination aus Wärmepumpe und Gasheizung? Laut Gerber eine Nischenlösung: „Technisch ist das anspruchsvoll, vor allem wenn eine alte Gasheizung mit einer neuen Wärmepumpe kombiniert werden soll. Wirklich sinnvoll ist das nur in Spezialfällen – etwa bei sehr hohem Warmwasserbedarf, wie in Physiotherapiepraxen mit Wärmebecken oder großen Mehrfamilienhäusern.“
Wirtschaftlichkeit: Wärmepumpe spart Jahr für Jahr
Auch finanziell lohnt sich der Umstieg. Zwar liegen die Anschaffungskosten für eine Wärmepumpe im Schnitt bei rund 30.000 Euro, doch dank Förderungen relativiert sich der Preis. „Die meisten unserer Kundinnen und Kunden erhalten eine Förderung von 55 Prozent, in vielen Fällen sogar bis zu 70 Prozent“, erklärt Gerber. „Die Förderprogramme sind sehr attraktiv – vor allem für Rentnerhaushalte oder Menschen mit geringerem Einkommen.“ Wer beispielsweise eine alte Gas- oder Ölheizung ersetzt und unter der Einkommensgrenze von 40.000 Euro brutto pro Jahr liegt, kann von der Maximalförderung profitieren.
Noch deutlicher wird der Vorteil bei den laufenden Betriebskosten : „Eine Wärmepumpe spart aktuell rund 600 bis 900 Euro pro Jahr gegenüber einer Gasheizung – und das ist eher konservativ gerechnet“, betont der Experte. „Mit zunehmender CO₂-Bepreisung ab 2027, sinkenden Stromsteuern und attraktiveren Tarifen wird sich diese Differenz weiter vergrößern.“
Strom wird günstiger, Gas wird teurer
Die politische Richtung ist eindeutig: Strom soll günstiger werden – etwa durch die Reduktion der Stromsteuer auf das EU-Mindestmaß und geplante Senkungen der Netzentgelte. „Gleichzeitig werden die Gaspreise steigen, weil die Infrastrukturkosten auf immer weniger Haushalte umgelegt werden müssen“, erklärt Gerber. „Und wer heute in eine neue Gasheizung investiert, kauft sich eine Technologie mit Ablaufdatum.“
Ein weiterer Vorteil: Strom kann selbst produziert werden – etwa mit einer Photovoltaikanlage auf dem Dach. In Kombination mit einem Batteriespeicher lässt sich der Eigenverbrauch optimieren – ein zusätzlicher Pluspunkt für die Wärmepumpe.
Auch bei Heizungsausfall: Wärmepumpe mit Zeitpuffer
Was passiert, wenn die bestehende Gasheizung plötzlich ausfällt? Gerber erklärt das Vorgehen bei sogenannten Heizungshavarien: „Wir haben dafür eine Art Fastlane eingerichtet. In vielen Fällen schaffen wir es, die alte Anlage noch ein paar Wochen am Laufen zu halten, während wir parallel die neue Wärmepumpe planen und der Kunde den Förderantrag einreicht.“
Älteres Haus gekauft – jetzt Wärmepumpe oder erst dämmen?
Die Wärmepumpe sollte idealerweise erst dann eingebaut werden, wenn die Dämmung des Hauses abgeschlossen ist. „Ansonsten wird das Gerät überdimensioniert und läuft ineffizient. Besser ist es, die Gasheizung ein, zwei Jahre weiter zu betreiben, das Haus zu sanieren und danach die richtig dimensionierte Wärmepumpe einzubauen.“ So kann die Wärmepumpe ihr volles Potenzial entfalten – mit optimaler Effizienz, maximaler Förderung und spürbaren Einsparungen ab dem ersten Tag. Wer klug plant, legt damit den Grundstein für eine zukunftsfähige und nachhaltige Wärmeversorgung.
Wärmepumpe ist die richtige Wahl für die Zukunft
Die Wärmepumpe ist nicht nur umweltfreundlich und energieeffizient – sie ist auch die wirtschaftlich sinnvollere Lösung. Sie passt sich den Anforderungen moderner Gebäude an, funktioniert auch in vielen Altbauten und wird staatlich massiv gefördert. Wer heute neu baut oder saniert, sollte auf diese Technik setzen – für niedrigere Kosten, mehr Unabhängigkeit und ein gutes Gewissen.
„Der Gebäudesektor verursacht rund 35 bis 40 Prozent der CO₂-Emissionen in Deutschland – allein deshalb ist die Wärmepumpe ein zentraler Baustein der Energiewende“, fasst Ronald Gerber zusammen. „Und sie ist heute nicht nur eine ökologische, sondern auch eine ökonomisch sinnvolle Entscheidung.“