Frau Rakers, was versteckt sich eigentlich hinter dem Begriff "Homefarming"?
Für mich ist das der passendste Begriff für das, was ich tue. Denn in meinem Garten wächst nicht nur Gemüse, sondern dort wohnen auch glückliche Hühner und im Sommer schlüpfen regelmäßig lustige Küken. Ich betreibe keine Landwirtschaft, sondern mache das im Garten meines Einfamilienhauses. Es ist eine kleine Farm, aber eben bei mir zu Hause. Dazu passt der Begriff Homefarming sehr gut, finde ich.
Warum Hühner?
Weil es wunderbare Tiere sind – kleine Persönlichkeiten, die die leckersten Eier der Welt legen, wenn sie glücklich sind. Die Hühner werden mit Gemüseresten und Salat aus den Beeten gefüttert und ich esse die Eier – nicht die Hühner selbst, wohlgemerkt. Ihr Dung und die Pferdeäpfel meiner kleinen Stute Sazou sind wiederum wunderbarer Kompost für die Beete. So entsteht dann ein kleines Kreislaufsystem, bei dem alles voneinander profitiert – ganz natürlich und ohne Chemie. Und obendrein ist es ganz leicht, Hühner zu halten.
Denn was viele nicht wissen: Hühner darf man tatsächlich überall halten, auch in einem Garten mitten in der Stadt. Und man braucht letztlich nur 20 Quadratmeter, um vier Hühnern ein artgerechtes Leben zu ermöglichen. Wenn ich darüber lese und erzähle, was für tolle Geschöpfe Hühner sind, herrscht immer ganz große Begeisterung im Saal. Viele schreiben mir nach meinen Lesungen, dass sie Hühner angeschafft haben. Und jedes Huhn, das glücklich in einem Garten leben darf, ist ein Huhn weniger in der Industriehaltung.
Aber übers Gemüse anpflanzen reden Sie bei diesen Lesungen auch?
Ja, natürlich. Ich gebe ganz praktische Tipps. Ich war ja selbst Anfängerin, als ich 2019 aufs Land zog. Ich konnte nicht einmal kochen, jedes Basilikum ist gestorben, sobald es sich in meinem Einkaufswagen befand. Jetzt kann ich anderen Anfängern praktische Tipps dazu geben, wie man einsteigen sollte.
Wie zum Beispiel?
Ganz entscheidend ist es, mit dem richtigen Gemüse zu beginnen. Deshalb unterteile ich das Gemüse in Schwierigkeitsstufen: Gemüse für Anfänger, für Fortgeschrittene und für Leidensfähige.
Beginnen Sie mit Motivationsgemüse. Also mit etwas, das sehr einfach im Anbau ist und schnellen Erfolg verspricht. Pflücksalat etwa: Da streuen Sie Samen aus, machen zwei Zentimeter Erde drauf - und nach vier Wochen können Sie schon die ersten Blätter ernten und genießen. Und die Salate wachsen immer wieder nach - so haben Sie von einer einzigen Aussaat wochen- und monatelang etwas.
Tomaten hingegen sind ein Gemüse für Leidensfähige. Sie müssen die Samen Anfang März einsäen, um sie Ende Juli ernten zu können. Und während dieser Zeit müssen Sie sich wirklich kümmern, gleich mehrfach die Woche. Und trotz aller Arbeit und Zeit kann es sein, dass Sie am Ende nichts ernten können, weil die Braunfäule über die Tomate hineingebrochen ist.
Wenn man als Anfänger damit beginnt, ist das so, als ob man gerade Skifahren lernt und direkt eine schwarze Piste hinunterfährt. Das kann gutgehen, aber die Wahrscheinlichkeit ist sehr hoch, dass man sich danach sagt: Skifahren ist nichts für mich. Genauso ist es auch beim Homefarming.
Wie kamen Sie darauf, diese Tipps in Buchform zu bringen?
Anfangs hatte ich nicht vor, daraus ein Buch zu machen. Ich hatte einfach nur die Sehnsucht nach mehr Verbindung mit der Natur. Ich tauschte meine Etagenwohnung in der Stadt gegen ein Häuschen auf dem Land und startete dort erste Anbauversuche. Darüber habe ich auf meinem Instagram-Kanal geschrieben, und es gab so viel Feedback, das der Kanal förmlich überquoll. Mittlerweile folgen mir mehr als 500.000 Menschen auf Facebook und Instagram. Das zeigt mir, dass diese Sehnsucht bei sehr vielen Menschen vorhanden ist, aber die meisten sich nicht trauen.
Woran liegt das?
Viele glauben, sie hätten nicht genug Wissen und nicht genug Zeit. Aber das stimmt nicht. Ich habe das alles ja auch ohne Vorwissen neben meinem Beruf hingekriegt. Und furchtbar viel Platz braucht man auch nicht. Die kleinste Lösung ist ein Fensterbrett und ein helles Fenster. Man kann sogar Kartoffeln in der Wohnung wachsen lassen – in einem Sack vor dem Fenster. Auf einem kleinen Balkon ist dann schon viel mehr möglich, auf einer großen Terrasse noch mehr und wer einen Garten hat, der kann aus dem Vollen schöpfen und sich mit wenig Arbeit komplett selbst versorgen mit frischem und leckerem Bio-Gemüse und Obst.
Und diese Tipps wollten Sie weitergeben?
Ja, und zwar mit großer Freude. Ich arbeite bereits am fünften Buch zu diesem Thema, habe einen Podcast zum Thema Homefarming produziert und gebe ein kostenloses Online-Magazin zum Gemüseanbau und zur Hühnerhaltung heraus. Ich habe viele kreative Ideen zu diesem Thema, so wurde mein Experimentierkasten für Kinder „Meine erste Farm“ gerade mit dem Deutschen Spielzeugpreis ausgezeichnet. Das Online-Magazin wurde im Frühjahr mit der wichtigsten Social-Media-Auszeichnung in Deutschland, dem „Goldener Blogger“ ausgezeichnet. Ich freue mich über diese Auszeichnungen, aber noch wichtiger für mich ist das Feedback der Leserinnen und Leser selbst. Bei meinen Lesungen können wir ins persönliche Gespräch kommen und darauf freue ich mich sehr.
3. April 2025, 19.30 Uhr: Cuxhaven, EWE-Forum
4. April 2025, 19.30 Uhr: Oldenburg, Alte Fleiwa
23. April 2025, 19.30 Uhr: Cloppenburg, Kulturbahnhof
16. Mai 2025, 19 Uhr: Eberswalde, Märchenvilla
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