Strom ist nicht gleich Strom: Welche Ladearten gibt es?
Wer sein E-Auto regelmäßig lädt, weiß: Nicht jede Ladesäule liefert gleich viel Power. Entscheidend ist, ob Sie an einer AC-Ladestation (Wechselstrom) oder einer DC-Schnellladestation (Gleichstrom) stehen.
- AC-Laden (z. B. Wallbox zu Hause): Ladeleistungen zwischen 3,7 und 22 kW
- DC-Laden (Schnellladen unterwegs): Ladeleistungen zwischen 50 und 400 kW
Warum lädt mein Auto nicht mit 400 kW?
Moderne Schnellladestationen können theoretisch bis zu 400 kW Ladeleistung liefern – das klingt nach blitzschnellem Laden. Doch viele E-Autos erreichen diese Werte nicht oder nur für kurze Zeit. Woran liegt das?
1. Die Ladekurve: Leistung ist nicht konstant
Jedes Elektroauto folgt beim Laden einer sogenannten Ladekurve. Diese beschreibt, wie viel Strom das Fahrzeug je nach Ladestand aufnehmen kann.
- Anfangsphase (niedriger Akkustand): höchste Ladeleistung
- Mittelphase: Leistung sinkt langsam
- Endphase (hoher Akkustand): Ladeleistung wird stark reduziert, um den Akku zu schonen.
Die maximale Leistung von 400 kW ist also nur unter idealen Bedingungen – bei leerem Akku und optimaler Temperatur – und nur kurzzeitig erreichbar.
2. 400 V vs. 800 V: Die Spannung macht den Unterschied
Schnellladestationen arbeiten mit Hochvolt-Technik. Es gibt zwei gängige Systeme:
- 400-Volt-Systeme: Weit verbreitet bei älteren oder günstigeren Modellen. Hier sind hohe Ladeleistungen technisch begrenzt.
- 800-Volt-Systeme: Moderne Modelle wie der Porsche Taycan oder Hyundai Ioniq 5 nutzen diese Technik. Sie können bei gleicher Stromstärke doppelt so viel Leistung aufnehmen – teils mit bis zu 400 kW.
Ein Auto mit 400-Volt-System kann die maximale Leistung der Station gar nicht abrufen – unabhängig davon, was die Säule theoretisch bietet.
3. Batteriemanagement: Schutz geht vor Geschwindigkeit
Das Batteriemanagementsystem (BMS) steuert die Ladegeschwindigkeit – abhängig von:
- Temperatur der Batterie
- Zustand und Alter der Zellen
- Ladehistorie und Sicherheitsgrenzen
Wenn die Batterie zu kalt, zu warm oder schon recht voll ist, drosselt das BMS die Ladeleistung, um die Lebensdauer der Batterie zu verlängern und Schäden zu vermeiden.
Kälte verlangsamt den Ladevorgang
Gerade in der kalten Jahreszeit berichten viele E-Auto-Fahrerinnen und -Fahrer von deutlich längeren Ladezeiten. Das liegt daran, dass Lithium-Ionen-Akkus bei niedrigen Temperaturen nicht mit voller Leistung arbeiten können. Bevor der eigentliche Ladevorgang startet, wird die Batterie auf eine geeignete Betriebstemperatur gebracht. Das kostet Zeit, besonders dann, wenn das Fahrzeug vorher lange stand oder nur eine kurze Strecke gefahren wurde.
Tipp der hallo nachbar-Redaktion: Wer im Winter direkt nach einer längeren Fahrt lädt, spart oft Ladezeit, weil der Akku durch die Fahrt bereits erwärmt ist.
Auch der Ladestand entscheidet
Ein oft übersehener Faktor beim Laden ist der aktuelle Füllstand der Batterie. Viele Fahrerinnen und Fahrer wundern sich, warum der Ladevorgang zum Ende hin deutlich länger dauert, gerade dann, wenn es eigentlich schnell gehen soll. Doch dieses Verhalten ist ganz normal und technisch gewollt. Denn: Die maximale Ladeleistung wird vom Fahrzeug bewusst nur in einem bestimmten Bereich zugelassen. In der Regel lädt Ihr Auto zwischen 10 und 50 Prozent besonders zügig. Ab etwa 70 Prozent fällt die Ladegeschwindigkeit merklich ab, ab 80 Prozent wird das Ganze noch einmal deutlich langsamer.
- Schnellladung bei 10–50 %
- Reduzierte Ladeleistung ab ca. 70 %
- Sehr langsames Laden zwischen 80 und 100 %
Der Grund dafür liegt im Batterie-Management-System. Es schützt den Akku vor Überlastung und sorgt dafür, dass er möglichst lange hält. Eine schnelle Vollladung wäre technisch zwar möglich, würde aber die Lebensdauer deutlich verkürzen. Das langsame Nachladen der letzten Prozent ist also kein Fehler, sondern bewusste Vorsorge.
Angebot und Nachfrage an der Ladesäule
Die Ladeleistung hängt nicht nur vom eigenen Fahrzeug und der jeweiligen Ladesäule ab. Auch das Umfeld spielt eine Rolle. Laden mehrere Autos zur gleichen Zeit an einer Station, zum Beispiel an Supermärkten, auf Parkplätzen oder an Raststätten, muss die verfügbare Energie auf alle angeschlossenen Fahrzeuge verteilt werden. Dadurch kann die Ladegeschwindigkeit sinken.
Um solchen Engpässen vorzubeugen, wird die Ladeinfrastruktur und auch das Stromnetz selbst kontinuierlich ausgebaut. Die EWE-Mobilitätstochter EWE Go beispielsweise betreibt aktuell mehr als 3.000 Ladepunkte in ganz Deutschland. Sie alle werden ausschließlich mit Ökostrom betrieben. Stromnetzbetreiber EWE NETZ investiert zudem kontinuierlich in die Infrastruktur, um den steigenden Anforderungen durch Energie- und Verkehrswende gerecht zu werden.
Warum die Wallbox zu Hause langsamer lädt und das kein Problem ist
Viele Nutzerinnen und Nutzer wundern sich, warum das Laden an der eigenen Wallbox länger dauert als unterwegs. Das liegt daran, dass Wallboxen in der Regel mit 11 oder 22 kW Wechselstrom arbeiten. Zum Vergleich:
- Eine DC-Schnellladesäule mit 150 kW kann in 30 Minuten 300 km Reichweite liefern
- Eine 11-kW-Wallbox benötigt dafür mehrere Stunden
Für den Alltag ist das allerdings kein Nachteil. Wer sein E-Auto über Nacht zu Hause lädt, startet am nächsten Morgen mit voller Batterie, ganz ohne zusätzlichen Aufwand.
Was Sie bei der Installation einer Wallbox beachten sollten, lesen Sie in unserem Beitrag Ladestation fürs Zuhause – So klappt’s mit der eigenen Wallbox
Technische Faktoren im Auto und Kabel, die das Laden verlangsamen
Nicht immer liegt eine langsame Ladegeschwindigkeit an der Ladesäule. Auch das Fahrzeug selbst oder das verwendete Zubehör können entscheidend sein. Viele E-Autos regeln die Ladeleistung automatisch herunter, zum Beispiel dann, wenn die Batterie zu warm wird, die Software eine Unregelmäßigkeit feststellt oder der Akku bereits in die Jahre gekommen ist.
In solchen Fällen lohnt sich ein Blick in die Fahrzeug-App oder ins Bordmenü. Auch Software-Updates vom Hersteller können das Ladeverhalten verbessern. Wenn das Problem häufiger auftritt und keine klare Ursache erkennbar ist, hilft oft nur der Weg in die Werkstatt.
Ein weiterer Punkt, der oft übersehen wird: das Ladekabel. Ist es nicht für die volle Leistung ausgelegt, reduziert das System die Ladegeschwindigkeit automatisch, ganz unabhängig davon, wie schnell die Säule eigentlich könnte. Darauf sollten Sie achten:
- die passende Kabelstärke (z. B. 16 A oder 32 A)
- die Länge des Kabels
- saubere und unbeschädigte Kontakte
Ein hochwertiges, geprüftes Kabel sorgt nicht nur für effizientes, sondern auch für sicheres Laden – sowohl zu Hause als auch unterwegs.
Gut versorgt zu Hause und unterwegs
In den Versorgungsgebieten von EWE Go wächst das öffentliche Ladenetz stetig weiter - immer mehr Schnellladesäulen ergänzen das bestehende Angebot. Für Privatkundinnen und -kunden sinnvoll ist die Ergänzung durch eine Wallbox-Lösung für zu Hause. EWE VERTRIEB hat dazu neben den Wallboxen einen speziellen Stromtarif im Angebot. So entstehen flächendeckend zuverlässige Lademöglichkeiten, für den Alltag genauso wie für längere Strecken.
Noch mehr Tipps für schnelleres Laden im Alltag
Wenn Sie Ihr E-Auto noch effizienter laden möchten, helfen diese zusätzlichen Hinweise:
- App nutzen: Viele E-Autos zeigen per App an, wann die Batterie warm genug ist oder wie schnell gerade geladen wird, das hilft bei der Planung.
- Ladestopps klug setzen: Planen Sie Ihre Route so, dass Sie bei etwa 20 bis 40 Prozent Ladestand laden, dann geht es am schnellsten.
- Fahrzeugmenü prüfen: Manche Autos erlauben es, die maximale Ladeleistung einzustellen. Stellen Sie sicher, dass diese nicht unbeabsichtigt gedrosselt ist.
- Neue Schnelllader im Blick behalten: Viele Anbieter bauen laufend neue Standorte – diese sind oft leistungsstärker und weniger ausgelastet.
- Ladekarte oder App aktuell halten: Achten Sie darauf, dass Ihre Ladekarte oder App alle verfügbaren Säulen freischaltet – sonst bleibt der schnellste Ladepunkt ungenutzt.
Langsames Laden ist meist erklärbar
Es gibt viele Gründe, warum Ihr E-Auto manchmal langsamer lädt als erwartet. Von Außentemperatur über den aktuellen Ladezustand bis hin zu technischen Details, die meisten Ursachen sind ganz normal und kein Grund zur Sorge. Wenn Sie langfristig bequem, sicher und effizient laden möchten, ist eine Kombination aus eigener Wallbox und öffentlichem Netz ideal.