Der Verkehr auf deutschen Straßen wird leiser, alternative Antriebsformen erleben einen Boom und ganz vorn mischt das Thema Elektromobilität mit. Klassische Verbrennungsmotoren dominieren zwar immer noch das Szenario in der Stadt und auf dem Land, doch der Zuwachs an E-Autos ist rasant. 2021 hat sich die Anzahl der zugelassenen E-Pkw im Vergleich zum Vorjahr verdoppelt: Im Herbst waren bereits 517.000 Fahrzeuge zugelassen, bereits jeder vierte Neuwagen hatte einen Batterie-Antrieb (Quelle: statista.com). Gründe dafür gibt es viele: Die Reichweiten der Elektroautos steigen kontinuierlich, parallel wird europaweit die Ladeinfrastruktur vergrößert und zudem schaffen staatliche Fördermittel bis zu 9.000 Euro einen willkommenen Anreiz, um von Benzin auf Strom umzusteigen. Subtiler, aber umso wichtiger – viele Menschen wollen proaktiv zum Thema Verkehrswende und Klimaschutz beitragen. Gleichzeitig fragen sich viele Autofahrer: Wann steigt endlich das Angebot für Elektroautos auf dem Gebrauchtwagenmarkt?
Warum sich der Kauf eines gebrauchten E-Autos lohnt
„Unser Angebot an E-Fahrzeugen wächst beständig", sagt Reinhard Schmidt, Geschäftsführer des Gebrauchtwagenanbieters Heycar Deutschland in der „Süddeutschen Zeitung“. Die Zahl der angebotenen E-Fahrzeuge hat sich „in den vergangenen zwei Jahren fast verfünffacht“. Die Elektroautos mit der stärksten Nachfrage waren der Renault Zoe, VW e-Golf und Smart Fortwo. Auch Nissan Leaf und Tesla Model 3 waren sehr begehrt. Umfragen unter Autofahrern zeichnen mitunter ein anderes Bild: Da der technologische Wandel aktuell so rasant ist, halten sich viele mit dem Kauf eines gebrauchten E-Autos zurück. Die Skepsis gilt vor allem den Akkus, die nicht dem Fortschritt standhalten könnten. Eine berechtigte Sorge?
„Elektroautos, die jetzt auf dem Gebrauchtwagenmarkt gehandelt werden, haben im Vergleich zu aktuellen Fahrzeugen eine limitierte Akku-Qualität, das stimmt. Daher kann ich die Skepsis schon ein bisschen verstehen. Laut ADAC halten Akkus für etwa 1.500 bis 2.500 Ladezyklen, das entspricht knapp zehn Jahre. So alt sind die meisten Elektroautos aber auch nicht. Ein Wechsel oder eine Reparatur des Akkus, um wieder auf die 100% Leistung zu kommen, ist möglich und kann beim Autohersteller angefragt werden“, sagt E-Mobilty-Experte und EWE-Smartgeber Jonas Kossendey von EWE GO.
Gebrauchtes E-Auto? Eine Frage des Fahrprofils
Ein gebrauchtes Elektroauto lohnt sich vor allem dann, wenn man nicht auf 100 Prozent der Akkuleistung angewiesen ist. Ohnehin ist das Ausreizen der maximalen Reichweite und die Wahrscheinlichkeit, auf offener Strecke stehen zu bleiben, sehr unwahrscheinlich. Das eigene Fahrprofil sieht in der Regel überschaubare Strecken vor, etwa den Weg zur Arbeit oder innerhalb oder zwischen Ortschaften, in denen es genügend Ladesäulen gibt. Braucht man das E-Auto aber wirklich nur für eine überschaubare Anzahl von Kilometern pro Tag, kann ein gebrauchter E-Wagen die kostengünstige Variante sein, um ins Thema Elektromobilität einzusteigen. Vor dem Kauf eines gebrauchten E-Autos sollte man sich aber darüber bewusst werden, dass man es hier, im Vergleich zu einem klassischen Verbrenner, mit einem komplett anderen Fahrzeugtyp zu tun hat – ein Umdenken klassischer Vorgehensweisen (kurzer Stopp an der Tankstelle, auftanken, weiterfahren) muss daher auf die Lademöglichkeiten angepasst werden.
Die gute Nachricht: Nicht nur die Automobilindustrie veröffentlicht immer mehr Neuwagenmodelle, auch die Gebrauchtwagenhändler ziehen nach und erhöhen die Anzahl der angebotenen Fahrzeuge. Wer sich dennoch für einen Neuwagen entscheiden sollte, ist mit einem Antrag auf Fördermittel gut beraten. Die Bundesregierung will diese bis mindestens 2025 auszahlen.
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